Jeder möchte mal einen Schatz sehen, aber keiner hat Lust ihn auf einer einsamen Schatzinsel persönlich auszugraben. Ich löse das Problem durch regelmäßige Besuche von Schatzkammern. Und so marschierte ich an einem verregneten Wochenende in die Schatzkammer der Residenz von München.

Ausstellung

Die Schatzkammer der Residenz zu München bot mir auf ca. zehn Räume verteilt einen Überblick über all jene Schätze, die die Wittelsbacher im Laufe der Zeit zusammen getragen hatten.

Die Schatzkammer selbst betrat ich durch eine Tür, der man ansah, dass sie selbst mit Schneidbrenner nicht so einfach zu öffnen wäre. Damit war ich hervorragend eingestimmt auf die Kostbarkeiten, die sich von mir auftun würden.

Die ersten Räume waren vor allem der sakralen Kunst gewidmet. Das ist an sich schon etwas gewöhnungsbedürftig. Sakrale Kunst ist zwar zweifellos sehr wertvoll, wirkt aber im allgemeinen etwas langweilig auf mich. Das Meiste war noch dazu hinter dickem Glas verborgen und gar nicht so leicht einsehbar.

Laut Eigendarstellung des Museums ist man hier besonders auf das Arnulfciborium (9. Jh.) und die Statuette des St. Georg stolz, die ich vielleicht deshalb schon öfters auf Plakaten und Bildern gesehen hatte.

Die Schatzkammer selbst wirkte durch ihr Gewölbe relativ drückend, aber natürlich genau richtig für den Zweck. Im Raum 5 wurde es dann erstmals für mich spannend. Hier waren Bestandteile der Bayrischen Throninsignien und verschiedener Orden ausgestellt.

So sah ich einige Ausprägungen des Ordens des goldenen Vlies aus nächster Nähe und erfuhr, das es neben der so typischen Kette mit dem Schaffelles auch weniger bekannte Sterne von diesem Orden gibt.

Faszinierend war für mich ein Exemplar des Hosenbandorden, den ich bei dieser Gelegenheit das erste Mal sah. Bekanntlich stammt dieser Orden aus England und wird als Band am Knie getragen.

Ganz edel wirkte auf mich auch ein Degen der französischen Ehrenlegion, hier kam einiges vom Vivre der Grand Nation rüber.

In einem weiteren Raum kam ich zu etwas ganz anderem. Hier fand ich eine Sammlung von Bergkristall vor. Für den Laien mag alles wie aus Glas gemacht wirken, tatsächlich waren alle die Kunstwerke, Gläser, Karaffen und ähnliches aus Bergkritstall angefertigt. Für mich schon faszinierend, was man früher so "geschnitzt" hat.

Da wären wir schon bei der Steinschneidekunst, der auch ein eigener Raum gewidmet war. Hier fand ich edle Abbildungen kunstvoll in verschiedene edle und weniger edle Gesteine oder auch Elfenbein geschnitzt. Hier freue ich mich immer wieder auf Werke aus Lapislazuli, weil ich dieses spezielle Blau so gerne mag.

Nach den doch etwas massiv wirkenden Steinkunstwerken ging es weiter zu schon etwas verspielt wirkenden Dingen. Hier fand ich Toilettensets für Damen, mit allem Drum und Dran, was Dame von Welt so braucht. Natürlich aus Gold, damit nichts rostet. Scheinbar reichte damals das Handtäschen nicht aus, man musste diese Sachen schon im Schrankkoffer auf einem Esel hinterher tragen.

Leider war mir nicht immer klar für was die einzelnen Gegenstände gedacht waren. Manchmal half mir der Audio Guide weiter und ich erfuhr zumindest bei welchem Anlass die Kostbarkeiten in die Münchner Residenz kamen. Wozu man sie benötigte blieb für mich aber desöfteren ungeklärt.

Etwas bedauerlich fand ich den Umstand, das eine Nachbildung der Trajanssäule in Rom leider schon seit längerem wegen Restaurierung fehlte. Die Trajanssäule zeigt ja sehr detailliert wie die Römer ihre Schlachten geschlagen haben und bildet die Quelle für viele historische Informationen.

Im Rom selbst müsste man sie schon mit einem Feldstecher betrachten, aber in München könnte man die sehr interessanten Abbildungen aus nächster Nähe am Modell einsehen. Tja, wenn sie eben nicht zu Restaurierung entfernt worden wäre!

Aber so ist es nun mal mit heiklen Kunstwerken, und deshalb entfernte ich mich bald darauf ebenfalls aus der Schatzkammer.

Wer sich jetzt den Hosenbandorden mal selbst ansehen möchte, findet hier noch ein paar weiterführende Hinweise.

Lage

Die Schatzkammer war ein Teil der Münchner Residenz. Diese erreichte ich zu Fuß von der U-Bahnstation Odeonsplatz, indem ich an der Feldherrnhalle vorbei die Residenzstraße runterging und am Max-Joseph-Platz einfach durch den Haupteingang der Residenz spazierte. Es gäbe zwar auch Abkürzungen, die lasse ich jetzt aber lieber mal weg.

Auch vom Marienplatz aus wäre die Residenz in weniger als 10 Minuten Fußmarsch erreichbar gewesen.

Eintritt

Der Eintritt war für mich kostenlos, da ich über eine Jahreskarte der Bayrischen Schlösser- und Gartenverwaltung verfügte, die mir für 40 Euro im Jahr freien Eintritt in sehr vielen Bayrischen Schlössern gestattete.

Ansonsten hätte der normale Eintritt 5,00 Euro gekostet, der ermäßigte 4,00 Euro. Wer viel Zeit hat, könnte aber auch um 8,50 Euro (7,50 Euro) eine Kombikarte lösen und sich die ganze Residenz ansehen.

Schatzkammer und Residenz zusammen benötigt aber sehr viel Zeit, ich würde in so einem Fall immer mit der Schatzkammer beginnen, da diese alleine vom Durchlaufen schneller erledigt wäre.

Garderobe/Fotografieren

Die kostenlose Garderobe befand sich im Erdgeschoß und war bewacht. Das Fotografieren war ohne Blitz erlaubt, allerdings gab es nur Vitrinen zu fotografieren mit den bekannten Nachteilen der Spiegelung.

Gastronomie

Eine eigene Gastronomie entdeckte ich nicht. Allerdings befindet sich sich die Residenz mitten in der Innenstadt und spätestens am Marienplatz sollte jeder sein Maß Bier und seine paar Weißwürste gefunden haben.

Direkt im Residenzgebäude, aber bereits außerhalb der Schatzkammer gäbe es noch die Pfälzer Residenzweinstube.

Toiletten/Mobilität

Während die Ausstellung selbst behindertengerecht wirkte, boten die Toiletten eine gute Möglichkeit selbst mal im Rollstuhl zu landen. Sie waren nämlich nur über eine besonders steile enge Treppe erreichbar. Völlig unerreichbar für Menschen mit Gehproblemen. Ich selbst musste aufpassen, dass ich nicht runterstolpere.

Ich muss aber zugeben, dass ich nicht mehr genau weiß, ob der Weg zur Schatzkammer stufenfrei war. Werde das mal bei Gelegenheit nachreichen.

Museumsshop

Der Museumsshop ist stark durch Merchandising für München, die bayrischen Schlösser und natürlich für die Residenz geprägt. Man kann neben Reiseführern so ziemlich alles mit Abbildungen von Schlössern, Landschaften und berühmten Königen und Prinzessinnen kaufen. So findet man Kartenspiele, Puzzles, Halstücher genauso wie Bierkrüge, Regenschirme und Spiegel. Falls mir mal was einfällt, was dort nicht erhältlich ist, werde ich es hier explizit erwähnen.... 

Audio Guide/Führungen

Der angebotene Audio Guide war kostenlos und bot mir Erläuterungen in Deutsch und Englisch. Aus verschiedenen Plakaten erfuhr ich, dass es spezielle Themenführungen geben soll und das an bestimmten Tagen sogar eine Führung für Rollstuhlfahrer durch die ganze Residenz angeboten wird.

Was mir am Audio Guide gut gefiel, war der Wechsel zwischen einer männlichen und einer weiblichen Stimme. So wurden die Texte etwas abwechslungsreicher für mich. Den Audio Guide sollte man unbedingt mitnehmen, da die Stücke nicht ausführlich beschriftet sind.

Resümee

Für mich persönlich gab es einige Highlights vor allem in der Ordens- und der Bergkristallabteilung. Wer es aber nicht so sehr mit prunkvollen Kleinodien hat, sollte sich vielleicht nur die Prunkräume der Residenz ansehen und auf die Schatzkammer verzichten.

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