Die Ausstellung widmete sich Portraits in der Zeit von 1750 bis 1840. Gezeigt wurde sie in der österreichischen Galerie im Oberen Belvedere. Das liegt gleich neben dem Südbahnhof. Also eine Möglichkeit mal ein wenig Kunst zwischen zwei Zügen zu genießen...

Die Ausstellung war für mich um einiges interessanter, als ich es zunächst vermutete. Den es wurde - wie ein wenig von mir befürchtet - nicht bloß Biedermeier Idylle geboten.

Vielmehr boten mir die Bilder Einblick in die Kleidung und Verhältnisse der Menschen von 1750 bis 1840. Und einigen bekannten Persönlichkeiten konnte ich nun endlich ins Gesicht schauen. Ins gemalte, wohlgemerkt.

Zum Beispiel fand ich so wichtige Persönlichkeiten wie Metternich portraitiert. Jener Mann, der  Österreich wie einen Polizeistaat führte. Und ein Portrait vom Herzog von Reichstadt war dabei. Dieser war der Sohn von Napoleon Bonaparte und seiner österreichischen Gattin Marie-Louise von Habsburg.

Zwei weitere Persönlichkeiten waren durch den Künstler Leonhard Posch gar als Wachsbüste äußerst realistisch abgebildet. Da wirkten sogar die Bartstoppeln echt. Was mir die Erkenntnis brachte, das nicht nur ich Probleme mit einer guten Rasur habe, sondern auch Monarchen.

Auf einem weiteren Bild soll sogar Mozart abgebildet sein, allerdings weiß man es nicht genau. Ich sage mal, es wird schon Mozart gewesen sein. Immerhin haben wir gerade das Mozartjahr.

Sehr speziell wirkten auf mich jene Portraits die aus nicht genannten Gründen nicht fertig gestellt wurden. Dabei konnte ich sehr gut erkennen, das die Maler zuerst die Gesichter in feinsten Details ausführten und dann erst zur Kleidung übergingen. Oder eben nicht, wie in den vorhin genannten Fällen.

Wobei für mich die Kleidung mindestens so interessant wie die Gesichter selbst war. Auf den Bildern war viel über die Kleidung von damals zu erkennen. Sei es das Gewand der edlen Frau, oder die Uniform des Feldherrn oder Ministers. Besonders beeindruckend jene Männer am Hofe, die in der ungarischen Magnatenuniform vor die Staffelei des Malers traten.

Eine eigene Gattung bildeten für mich die Familienportraits. Darunter auch eines nur mit Vater und Kinder. Also ohne Frau Mutter. Scheinbar gab es damals schon Patchwork Familien?

Es gab übrigens auch Büsten zu sehen. Darunter einige von Franz Xaver Messerschmidt, dessen Werke ich zum Teil schon aus der Dauerausstellung im unteren Belvedere kannte. Hier erfuhr ich aber für mich, das Messerschmidt nicht nur Charakterköpfe schuf, sondern durchaus original nach lebendem Objekt fertigen konnte.

Die Originalgenauigkeit war über das Beste an den ganzen Bildern. Besonders die älteren Personen wirkten auf den Bildern sehr detailliert dargestellt. Da wurde ein Doppelkinn auch als Doppelkinn dargestellt, und die unvorteilhafte Röte von so mancher Damenhaut blieb in Öl auf Leinwand verewigt. Natürlich waren hier auch Werke von Ferdinand Georg Waldmüller zu sehen, der ja als Inbegriff des detailgenauen Malens gilt.

Insgesamt eine Ausstellung mit vielen neuen Informationen für mich. Vor allem auf dem Gebiet der Kleidung, der Verhältnisse, dem konkreten Aussehen von so mancher Berühmtheit. Und dazu noch die Faszination eines detailgetreu gemalten Gesichtes. Ich habe meinen Besuch zwischen zwei Zügen nicht bereut.

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