Nach den Türmen in Wien und Berlin wollte ich mir auch den Turm in München ansehen. Außerdem stand mir nach einer längeren Museumstour mal wieder der Sinn nach etwas Höherem. Bier trinken in 181 Meter Höhe zum Beispiel.

Es war Montag, es war Nachmittag, es war grau. Dementsprechend wenig Leute marschierten gemeinsam mit mir von der U-Bahnstation Olympiapark (U3) zum Turm. Genau genommen war ich der Einzige.

Der Preis von 4 Euro war schnell bezahlt und ein Sicherheitsmann brachte mich mit dem Aufzug nach oben. Dabei fiel mir schon die erste Merkwürdigkeit auf. Die Aufzugkabine hatte ein Polygon als Grundfläche. Eine gute Idee, den runden Querschnitt des Turmes zu nutzen.

Der Turm ist übrigens 291,28 Meter hoch. Davon sind 248 Meter Betonkonstruktion. Den Rest erledigt der Stahlmast obendrauf. Für den Besucher ist aber eher der Aussichtsbereich interessant, der sich über die Höhen von 174 bis 193 Meter verteilt. Dabei sind 3 Geschosse wesentlich.

Das oberste Geschoss ermöglicht den Gang auf eine offene Plattform. Das mittlere Geschoss ist ein geschlossener Rundgang mit großen Fenstern. Das untere Geschoss ist ein Restaurant, das sich in 49 Minuten 1x um die Achse dreht. So sagte es mir zumindest der Kellner.

Nach einer kurzen Ehrenrunde auf dem geschlossenen Deck marschierte ich in das Restaurant. Dieses war schwach besucht, schnell fand ich einen Platz an einem der Tische, die von ihrer Größe her, für sieben Personen gedacht waren. Die Speisekarte schnell aufgeschlagen, die hohen Preise zur Kenntnis genommen und etwas bestellt.

Die Preise waren tatsächlich der Höhe gut angepasst, die Suppen gab es ab 6 Euro, das Bier schon um 3 Euro. Da wird man natürlich zum Suppenkasper und Alkoholiker. Menü gab es zu Preise von 24 Euro und höher. Die Bedienung war schnell, das bestellte Gericht war lecker.

Anfangs hatte ich etwas Probleme mit der Geschwindigkeit der Drehbewegung. Die war mir zu langsam. Aber mit der Zeit erkennt man auch den Vorteil davon. So kann man in Ruhe ein paar Bissen seines Mahls genießen, ohne Angst zu haben, man hätte jetzt den Anblick der Marienkirche für die nächsten 49 Minuten versäumt.

Am Nachbartisch schräg gegenüber hatte sich währenddessen ein Herr in grünem Jägeranzug bequem gemacht, der zum einem Glas Weißwein die Gegend mit dem Feldstecher betrachtete. Auch eine Idee. Ein prüfender Blick meinerseits, nein, ein Gewehr hatte er nicht mit. Sonst wäre das der höchste waidmännische Hochstand gewesen, den ich je erlebt habe.

Etwas enttäuscht war ich allerdings dann doch vom Gesehenen. Der Turm liegt im Olympiapark schon etwas weiter weg vom Zentrum, als es zum Beispiel in Berlin der Fall ist. Ganz klar dominieren die großen Hallen und modernen Siedlungen der nächsten Nähe, die Marienkirche oder der Alte Peter machen sich dagegen ganz klein aus.

Voll auf ihre Kosten kommen aber die Freunde des Olympiastadions. Hier hat man wirklich den vollen Blick in die Tribünen. Auch vom BMW Museum, sowohl dem alten als auch dem neu entstehenden kann man wunderbare Fotos schießen. Was man eigentlich sieht, ist an Hand von Skizzen angezeigt, die mir allerdings mehr über Orte und Berge in weiter Ferne erzählten als über den nächsten Kirchturm.

Nun, der Fernsehturm in Berlin hat mir da sehr viel mehr gefallen, konnte man da ja richtige tolle Bauwerke wie das rote Rathaus oder das Pergamonmuseum fast am Fuße des Turms sehen. Dafür gibt es beim Turm in München ein anderes Highlight. Der Blick auf die Alpen! Zugegeben, sie sehen jetzt auch nicht gerade hoch aus, aber das Spiel des Alpenkamms mit dem Licht und den Wolken war großartig.

Dies alles kann man natürlich auch im mittleren Deck sehen, der Gang ins Restaurant ist dazu nicht notwendig. Meine Idee mir das ganze Panorama noch von der offenen Plattform aus anzusehen wurde dann im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht. Es stürmte derartig, das ich mich nur ganz kurz draußen aufhalten wollte. Aber ich bin mir sicher, diese offene Plattform ist ein Geheimtip für alte Seebären, die sich gerne mal eine steife Brise um die Nase wehen lassen wollen.

Auf dem Rückweg machte ich dann noch einen kleinen Abstecher in die Rockmusik. Tatsächlich gibt es im mittleren Geschoss ein kleines Museum, das von einem enthusiastischen Rockfan angelegt wurde. Gezeigt werden vor allem Bilder, Briefe und Instrumente, die der Sammler wohl gekauft oder einfach als Leihgabe erhalten hatte.

Obwohl ich kein Rockfan bin war es doch interessant, mal kurz die Nase an den Vitrinen platt zu drücken. Da gab es amerikanische Verträge zu sehen, wo noch die Zahlen hinter dem Komma in x/100 ausgedrückt wurden, oder Briefe von den Beatles an ihre Fans oder wen auch immer.

Nach diesem Ausflug in die Musikwelt fuhr ich wieder mit dem Aufzug hinunter. In meinen Augen ist der Münchner Turm eine kostengünstige Möglichkeit München vor dem Alpenpanorama vor allem bei offener Plattform zu sehen. Und einen guten Blick ins Olympiastadion hat man ebenfalls. Wenn auch die Gefahr besteht, das die entscheidenden Spielszenen immer dann sind, wenn man im Restaurant gerade auf der falschen Seite sitzt....

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