Im 3. Jahrhundert strömten germanische Völker über die Grenzen in das römische Reich und machten fette Beute. Auf dem Rückweg in ihre Heimat verloren sie einen Teil davon wieder. Jahrhunderte später werden diese Teile gefunden und sind nun im Römermuseum in Augsburg zu sehen.

Der Ort der Ausstellung ist für sich schon sehenswert. Eine Dominikanerkirche, die im Jahre 1806 ihre Funktion verloren hat und später zur Heimat der römischen Funde im Raum Augsburg wurde. Architektonisch stellt die Kirche eine Besonderheit dar, da sie aus zwei Schiffen besteht (statt der üblichen drei Schiffen oder eines Schiffes)

Zu meiner Überraschung war für diese Sonderausstellung die Dauerausstellung nahezu zur Gänze abgebaut. Stattdessen führte ein steinerner Weg durch die beiden Kirchenschiffe, ganz wie er wohl auch für die Germanen nach Hause geführt hatte. Was ja wohl auch etwas verhängnisvoll war. Denn die Römer wussten dadurch, an welcher Autobahnabfahrt sie den Germanen die Beute wieder abjagen konnten.

Doch der Reihe nach. Zunächst zeigen mir ein paar Schautafeln, die  Ausdehnung des römischen Reiches, das römische Straßennetz und die Einfallsrouten der Germanen. Karten mit zahlreichen Punkten zeigen die Stellen, wo die Archäologen schon überall Hortfunde bergen konnten. Hortfunde sind ja genau genommen nichts Positives. Wer immer hier sein Vermögen aus Angst vor Plünderung vergraben hatte, hatte nicht mehr die Gelegenheit es wieder auszugraben

Dafür freut sich der Mensch der Gegenwart umso mehr, wenn er es dann selber tun kann. So geschehen in Neupotz am Rhein und um genau diesen Schatz geht es  auch in dieser Ausstellung. Gleich in der ersten Vitrine neben den Landkarten gibt es die größten Stücke davon zu sehen. Nun gut, der Schatz sieht ehrlich gesagt ein wenig ärmlich aus, eher wie die Ware eines Flohmarkthändlers: Töpfe, Werkzeuge, Schlösser...

Aber das hat damit zu tun, dass zur Römerzeit auch ein Topf aus Metall seinen Wert hatte und die Germanen auch solches Küchengerät liebend gerne von ihrem Raubzug mit nach Hause nahmen. Schließlich musste ja auch die Gattin milde gestimmt werden, die die ganze Zeit zuhause wartete.

Nicht immer gelang aber die Heimfahrt. Wenn es den  römische Truppen nicht gelungen war, die Überfälle zu verhindern,  versuchten sie zumindest den Plünderern den Rückweg abzuschneiden. Das gelang auch des Öfteren, weil die rückmarschierenden Germanen mit ihren schwer beladenen Ochsenkarren der römischen Reiterei schlecht entkommen konnten.

Genauso so ein schwerer Karren war auch als Rekonstruktion in der Ausstellung zu sehen. Obwohl  in seiner groben Größe recht eindrucksvoll, erinnerte er mich doch stark an jene Karren, die noch im Stall des einen oder anderen Bauern stehen. Manche Sachen haben sich also schon sehr früh zur größtmöglichen Reife entwickelt.

Diese Ansicht konnte ich gleich eine Ecke weiter für mich bestätigt sehen. Da gab es geborgene Äxte, Spaten und Sensen zu sehen. Und alle Formen, die man heute so aus dem Baumarkt kennt, die gab es damals auch schon.

Schon etwas anders sah es da bei den Vitrinen mit dem Schmuck aus. Ja, da war er endlich! Der Schmuck, den ich mir eigentlich bei einem Schatz gleich erwartet hätte. Dieser Schmuck wanderte allerdings etwas weiter nach Osten, bevor er unter die Erde kam. Konkret fand man ihn in einem Fürstengrab in Gommern. Schöne Fibeln und Ringe mit Gemmen, die man heute kaum mehr trägt. Schade eigentlich.

Aber zurück nach Neupotz. Warum fand man den Schatz dort ausgerechnet am Grunde des Rheins? Ganz einfach, in diesem Fall waren die Germanen zwar erfolgreich über die römischen Straßen gekommen. Aber bei der Überquerung des Rheins fielen sie den römischen Flusspatrouillen in die Hände. Nach heftigen Gefechten versanken dann die soeben erbeuteten Gegenstände auf den Boden des Rheins.

Die bei diesen Gefechten von den Römern vermutlich eingesetzten Boote waren übrigens als Modelle ausgestellt. Rekonstruktionen von bei Mainz im Rhein gefundenen Überresten. Diese Überreste hatte ich schon mal im Original im Schifffahrtsmuseum in Mainz sehen können. Aber die Farbenprächtigkeit dieser Boote wurde mir erst an Hand dieser Modelle klar.

Zum Abschluss muss aber noch jenes Stück erwähnt werden, auf das die Augsburger sicher sehr stolz sind. Es handelt sich dabei um einen Siegesaltar, auf dem abzulesen war, dass die Römer auch in den Zeiten der Völkerwanderung noch den einen oder anderen Sieg errungen hatten.

Aber das hielt das Ende des Römischen Reiches und das Ende der Ausstellung nicht auf. Ich war wieder am Eingang der Kirche angelangt. Gut in Erinnerung wird mir wohl die Einfachheit des Schatzes bleiben, aber auch der wundervolle Ausstellungsort in einer ehemaligen dominikanischen Kirche.

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