Vom 01.04.2007 bis 01.11.2007 wird in der Kunsthalle Leoben eine Ausstellung über Sensationsfunde aus chinesischen Herrschergräbern gezeigt. Darunter auch so spannende Dinge wie ein vollständiger Jadepanzer.

Alljährlich pilgere ich zur Kunsthalle Leoben, die sich zu einem sicheren Tipp entwickelt hat. Und diesmal wurde da sogar ein Jubiläum gefeiert. Die 10. Ausstellung zeigt Funde aus chinesischen Herrschergräben. Nicht ein paar Knochen oder verrostete Schwerter, sondern wundervolle Kunstwerke aus Gold und Jade.

Aber das war nicht alles was ich bei dieser Ausstellung erfuhr. Auf zwei Etagen wurden die einzelnen Grabfunde schön säuberlich den einzelnen Dynastien in China zugeordnet, wobei diese Dynastien in Wandtafeln übersichtlich erklärt wurden. Jetzt weiß ich endlich, was es außer der Ming Dynastie noch für Herrscherperioden gibt.

Bei den gezeigten Gegenständen gab es auch den einen oder anderen Aha Effekt. Zum Beispiel die Grabwächter, die Böses vom Grab abwenden sollten. Die meisten davon herrlich asiatisch ausgeprägt, doch die eine oder andere Fratze hätte ich mir auch auf dem Dach der Notre Dame in Paris vorstellen können.

Lustig auch die Figurinen, die hohe Beamte darstellten. Die Größe und Würde des Beamten wurde durch eine völlig verzerrte Größendarstellung verkörpert, was dem Ganzen eine gewisse Ironie beimengt. Nicht weniger lustig Frauendarstellungen aus dem hohen Norden Chinas, welche ein wenig an Comic Figuren erinnern.

Eine schon wieder ganz andere Stimmung aber dann in den Räumen mit dem edlen Porzellan. Zum Ärgernis der europäischen Fürsten, kannten ja die Chinesen das Geheimnis des Porzellans schon etwas länger. Zum Überdruss exportierten sie davon nur die mittelmäßige Ware, die hochklassige Stücken blieben für die chinesischen Adeligen reserviert.

Darum hat es mich gefreut, diese Stücke mal im Rahmen der Ausstellung zu sehen. Dazu auch sehr schön gestaltete Schmuckstücke aus Gold und Jade. Wobei für die Chinesen Jade wertvoller als Gold war und deshalb bei den Kultgegenständen bevorzugt zum Einsatz kam.

Zum Beispiel bei den Begräbnisritualen. Um sich das ewige Leben zu erhalten, ließen sich die Großen Chinas in Jade verpackt zur letzten Ruhe betten. Und dabei wurde sorgfältig darauf geachtet, das alle Körperöffnungen mit Jadestückchen verschlossen wurden. Denn so wollte man das Entweichen des Lebens verhindern. Das diese Verschlussstücken für jede Öffnung anders ausgeführt wurde, konnte ich in einer Vitrine überprüfen.

Aber das Tollste war zweifellos dieser Anzug aus Jadeplättchen, der ebenfalls durch eine Vitrine geschützt, gezeigt wurde. Dazu in einem weiteren Raum einen Sarg ganz mit Jade ausgelegt. Wenn man bedenkt, was so ein pummeliger Jadestein kostet, weiß man vor welchen Werten man in diesem Augenblick steht.

Als gute Ergänzung zu meinem Ausstellungsbesuch im Mai (Terrakotta Armee in Wien) empfand ich den nächsten Ausstellungsteil. Hier wurden verschieden Grabanlagen besprochen. Die chinesischen Kaiser gingen davon aus, dass sie auch im Tod, einen ganzen Palast benötigen würden. Und so wurden wirklich vollständige Paläste unter der Erde angelegt.

Mit allen Details, wie Vorratskammern, Waffenkammern, Mühlen, Bäckereien. Sogar Toiletten wurden eingebaut. Eine davon war auch im Ausstellungsraum zu sehen. Interessanterweise war sie aus Stein ausgeführt, obwohl die Chinesen ja das Porzellan erfunden haben...

Natürlich hatten diese Kaiser auch ihre Privatarmee zur Verfügung. Allerdings aus Ton. Und im Falle der ausgestellten Gräber waren die Figuren nicht in Originalgröße gefertigt. Die in Wien ausgestellte Armee war in ihrer Größe beeindruckender, andererseits werden in Leoben die Grabanlagen viel detaillierter besprochen.

Im letzten Raum gab es dann noch so triviale Dinge wie Töpfe zu sehen. Darunter auch Sets, mit Töpfen in allen möglichen Größen. Bemerkenswert kunstvoll verzierte Nackenstützen, auch hier aus dem edlen Stoff Jade.

Insgesamt eine sehr schöne Ausstellung mit einigen Highlights und eine gute Abrundung für all jene, die sich auch die Terrakotta Armee in Wien schon mal angesehen hat. Natürlich könnte man sich das auch in umgekehrter Reihenfolge  ansehen.

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Ausstellung 'Terrakotta Armee' in Wien

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