Ein Fixpunkt in Salzburg ist für mich immer der Marmorsaal im Salzburger Hauptbahnhof. Wegen seiner angekündigten Schließung besuchte ich ihn im Dezember 2007 erneut.

Meine Besuche im Marmorsaal begannen in den 80iger Jahren, als ich Salzburg öfters besuchte bzw. ich auf meinen Reisen nach Deutschland öfters umsteigen musste.

Und schon damals begann ich mich in seine spezielle Atmosphäre aus Ausstattung, Musik und Bedienung zu verlieben. Und auch in das Bier, denn im Saal war ein Restaurant untergebracht, das heute den sinnreichen Namen Quo Vadis (Wohin gehst du?) trägt.

Der Saal selbst erhielt seinen Namen von seiner Ausstattung mit Salzburger Marmor, der sich zum Beispiel in den Böden in seiner roten und weißen Variante abwechselte.

Vieles im Raum wirkt alt, die Anrichte, die Putten an den Wänden, auch einige Symbole aus der Theaterwelt wie Maske, Panflöte und Lorbeerkränze. Aber es ist ein Alter, ohne zu knarren.

Das Licht im Raum fließt aus einer großen Oberlichte, die von großen Kronleuchtern unterstützt wird. Dazwischen vier massive Säulen, die die Decke stützen.

Im Winter sorgt eine vornehm hinter Gittern versteckte Heizung für Wärme während ein altmodischer Windfang die Kälte vor die Türe bannt.

Es ist gerade so, als ob hier die Zeit stehen geblieben wäre. Doch die beiden gut sichtbaren Uhren an der Wand ticken noch und geben mir zuverlässig Bescheid wann ich zu meinem Zug muss.

Züge, die wenn sie einfahren leicht den Boden des Saales erzittern lassen und mich erinnern, dass ich hier an einem Knotenpunkt des Verkehrs sitze.

Und trotzdem fühle ich hier immer eine gewisse Ruhe zwischen all dem Bahnhofstreiben. Eine Ruhe, die auch von den flinken Kellnern ausgeht, die aber niemals gestresst wirken.

Die Speisekarte des hier untergebrachten Restaurants ist eher klein, als treuer Besucher hat man sie schnell durch. Meistens bestelle ich was von den Salzburger Spezialitäten.

Und wenn ich dann die eilfertig herbei gebrachte Kaspressknödelsuppe löffle, kann ich bequem den Bahnhofsdurchsagen in den Lautsprechern lauschen und bin so auch über Verspätungen und damit längere Wartezeit informiert.

Langweilig wird mir hier nie. Manchmal kommt auch Prominenz vorbei, so sah ich hier mal den Schauspieler Gunther Philipp speisen.

Manchmal sitze ich eher versteckt hinter einer Säule und arbeite an meinen Berichten, manchmal sitze ich etwas erhaben an einer Tischreihe neben Vitrinen mit Salzburger Souvenirs.

Oder ich wähle einen Platz in der Mitte des Saales, wo ich die alten Bilder an den Wänden genießen kann, die Ansichten von Salzburger Landschaften zeigen.

Wo sich zum Beispiel auf einem besonders großen Gemälde eine Höhenstrasse ins Gebirge schraubt und dem Betrachter ein Gefühl für Ferne gibt.

Oder ich lausche dem plätschern eines kleinen Wandbrunnens, der dem Raum zusätzliches Leben gibt. Gleich hinter diesem Brunnen befinden sich - wie passend - die Toiletten, deren durchschnittliche Beschaffenheit vielleicht der einzige Wermutstropfen in diesem schönen Ensemble ist.

Leider hatte ich vor kurzem gehört, der Marmorsaal würde im Rahmen der Modernisierung des Bahnhofes abgerissen werden. Also beschloss ich anlässlich meines Besuches des Salzburg Museums in der Neuen Residenz den Saal noch einmal zu besuchen.

Diesmal bestellte ein Salzburger Schnitzel. Ein Name, der mich hoffen ließ, dass es wohl eine Salzburger Spezialität wäre. Dazu nahm ich einen grünen Salat mit steirischen Kürbiskernöl. Stand so zwar nicht auf der Karte, gab es aber trotzdem.

Bei dem Salzburger Schnitzel handelte es sich um ein Schweineschnitzel, was mit einer speziellen Mischung gefüllt war. Wie mir der Ober erklärte handelte es sich dabei um Schinken, Champignons und Kräuter, die püriert und angeröstet worden waren.

Die Kräuter schmeckte ich gleich raus, den Schinken erkannte ich aber nicht. Die Beilagen bestanden aus Butterreis und Babykarotten. Insgesamt eine interessante Erfahrung, auch wenn mir das Wiener Schnitzel dann doch besser schmeckt.

Während ich die letzten Babykarotten fein säuberlich verspeiste, lauschte ich der Weihnachtsmusik, die sanft aus den Lautsprechern tönte.

Ja, diese sanfte Musik - an den anderen Tagen im Jahr meistens Evergreens - war auch so eine schöne Erfahrung in diesem Saal. Und dann die Salsaklänge an den Freitagen, wenn hier Tanzabende stattfanden.

All das wird leider durch den Neubau des Bahnhofs verschwinden und mit einer gewissen Wehmut winke ich dem Kellner wegen der Rechnung. Ich werde diesen Saal vermissen...

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