Im Februar 2008 besuchte ich die Kristallwelten in Wattens. Dabei handelte es sich um eine Erlebniswelt der Firma Swarovski, einem weltbekannten Schmuckerzeuger.

Schon viele Jahre hatte mich auf meinen Reisen durch Tirol ein Bild begleitet. Es handelte sich um Werbeplakate für die Kristallwelten, welche sich von einem Riesen bewacht unter einem künstlichen Hügel erstreckten.

Im Jahre 1995 hatte die Firma Swarovski aus Anlass ihres 100 jährigen Bestehens diesen Hügel samt seinem Innenleben von Andre Heller errichten lassen und wo Andre Heller drauf steht, ist gewöhnlich auch was ganz Besonderes drinnen.

Vor meinem geistigen Auge entstand eine Märchenwelt in den Tiefen eines Berges irgendwo in Tirol und anlässlich einer angekündigten Ausstellung über Indien beschloss ich mir diese Märchenwelt anzusehen.

Allerdings war ich rasch um eine Illusion ärmer. Die Anlage mit dem bekannten Riesenkopf entpuppte sich als ein Hügel gleich neben dem Werk, in dem der weltbekannte Schmuck hergestellt wird.

Mit etwas geminderten Erwartungen betrat ich also die unterirdische Anlage und traf bald auf die ersten Exponate, die durch ihren Kristallbesatz im schwachen Licht glänzten und funkelten.

Darunter ein Pferd, welches auf mich wie ein Tier aus einer Sagenwelt wirkte. Sollte mich doch noch ein Zauber erfassen? Fast schien es so, denn auch der nächste Raum hatte es in sich.

Mechanische Puppen täuschten in beeindruckender Weise die menschliche Bewegungen nach. Hier faszinierte mich vor allem die fortgeschrittene Wirklichkeitsnähe der Bewegungen.

Dann erreichte ich auch schon meinen persönlichen Höhepunkt der Kristallwelten. Ich betrat eine große Kugel, in der ich mich gemeinsam mit den anderen Besuchern in Tausenden Facetten spiegelte. Ich war bildlich gesprochen, in einen riesigen Kristall eingedrungen.

Hier wurde ich von einer Menge an Eindrücken überwältigt. Versteckte Lichtquellen ließen den Raum in ständig neuen Farben erstrahlen, manchmal fühlte ich mich wie im Weltraum schwebend, manchmal hatte ich den Eindruck in die Verpackung einer Bonboniere gehüllt zu sein.

Gebannte starrte ich auf die Illusion, die umso stärker wurde, umso mehr ich mich darauf einließ. Ich schätzte mich glücklich, an einem kalten Februartag den Raum betreten zu haben. Denn bei den im Sommer üblichen Touristenströmen hätte ich wohl die Muse dazu nicht gehabt.

Wie ich überhaupt feststellte, dass alle weiteren Eindrücke ihre Zeit brauchten, um auf mich zu wirken. Ich musste mich auf die Eigenartigkeiten der Schaustücke einlassen, dann fing mich auch ihr Zauber ein.

Zum Beispiel jene Installationen einer österreichischen Künstlerin, wo verschieden Elemente, die aus dem Bereich des Theaters zu kommen schienen, mit Kristallen kombiniert worden waren.

Da sah ich in einer Ecke den Mond mit der Sonne tanzen, während in einer anderen Ecke sich ein Gewächs erhob, dass mich entfernt an die fleischfressende Pflanze im Musical 'Little Horrorshop' erinnerte.

In einem weiteren Raum war ich plötzlich mit Besitztümern des Riesen konfrontiert, den ich ja bereits als Wächter des Eingangs erlebt hatte. Riesige Handschuhe lagerten in einer Ecke, eine übergroße sich bewegende Ziehharmonika befüllte den Raum mit seltsamen Melodien.

Auch in einem anderen Raum schienen sich Musik und Raum zu verbinden, ein Display erklärte mir, hier hätten sich Musik und Bild verliebt und das wäre eben das Ergebnis.

Zugegeben, die Ideen in diesen Räumen waren schon sehr jenseitig, aber das macht oft den Zauber solcher Installationen aus. Zum Beispiel wenn ich durch eine Welt voller Bilder spaziere, gemischt aus antiken Symbolen und modernen Fotographien, in denen sich plötzlich Muster zu bewegen beginnen.

Oder wenn ich einen langen Gang entlang schreite, und der Boden unter meinen Schritten die Farbe verändert, ganz ähnlich wie sich  Eis von gefrorenen Bächen unter schweren Stiefeln ändern würde.

Ab und zu stieß ich auf Monitore mit Bezügen zu indischen Festen. diese waren aber sehr minimal ausgeführt, da hätte ich mir ehrlich gesagt mehr davon erwartet.

Inzwischen war ich schon an das Ende der Installationen angekommen und befand mich im Verkaufsraum der Anlage. Dieser überwältigte mich zunächst durch seine Größe und Elleganz.

Zahlreiche Frauen schwirrten zwischen den Vitrinen und hielten da und dort einen Ring oder eine Kette begeistert in die Höhe, um die Kristalle besser funkeln zu sehen.

Die Herren trotteten höflich hinterher, und ich fragte mich, ob sie nicht insgeheim Pläne schmiedeten, ihre Kreditkarten zumindest für den heutigen Tag 'unauffindbar' zu verlegen.

Denn die Preise waren hoch, das Angebot aber auch unglaublich vielseitig. Neben all dem üblichen Schmuckgegenständen entdeckte ich doch tatsächlich auch Ohrhörer mit Kristallbesatz, das ideale Geschenk für den Ipod Besitzer, der sonst schon alles hat.

An einem Computer wurde eine Farbberatung angeboten, wobei man zuerst sich selbst so gut wie möglich zeichnen musste. Interessanterweise konnte man nur ein weibliches Gesicht zeichnen, also begann ich frech meine Traumfrau zu malen.

Nach diesem Exkurs auf dem Gebiet der Phantomzeichnungen verließ ich dann doch den Verkaufsbereich und spazierte ein wenig durch die Außenanlagen.

Hier hatte ich dann einige zusätzliche schöne Anblicke. Der Hügel über der Anlage mit den Installation war mit allerlei exotischen Pflanzen behübscht, einige davon blühten bereits trotz der kalten Februar Temperaturen.

Zusätzlich entdeckte ich mehrere Bäume - vermutlich künstlich geschaffen - welche mit einer silbernen Folie umwickelt waren und so wie der Schauplatz von tschechischen Märchenfilmen wirkten, die mir als Kind so gut gefallen hatten.

Mit diesen Erinnerungen an frühen Kindheitstagen verließ ich das Gelände. Die Ausstellung über Indien hatte mich enttäuscht, die Begehung der Kristallkugel hatte mich fasziniert und die verzauberten Bäume hatten mir den Ausflug versüßt.

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