Im August 2008 bestieg in den Turm der St. Annenkirche im sächsischen Annaberg-Buchholz und lernte das erste Mal eine Türmerwohnung näher kennen.

Traditionell besteige ich bei jedem Stadtrundgang den höchsten Turm der Stadt. Wenn die Stadt keinen Stadtturm hat, muss eben der Kirchturm diese Aufgabe übernehmen.

Beim Stadtrundgang in Annaberg-Buchholz bot sich dafür der Turm der St. Annenkirche an, der mir schon bei der Anfahrt von Weitem die Lage der Stadt anzeigte.

Von dort oben müsste man also einen guten Überblick haben. Der Eingang befand sich an der Außenseite der Kirche. Eintritt gab es zunächst keinen zu bezahlen.

Der Aufstieg war steil aber nicht mühsam, da die Holztreppen unter meinen Schritten wunderbar federten. Im Gegensatz zu den massiven Steinstufen in manchen alten Stadttürmen.

Auch war der Aufstieg sehr geräumig, was an den großen Ausmaßen des Turmes der Kirche lag.  Zwischendurch gab es immer wieder Ecken, wo ich verweilen konnte.

Und ich mir zum Beispiel Fotos ansehen konnte. Hier fand ich vor allem eine Ausstellung über die Geschichte der Kirchenglocken im ersten und zweiten Weltkrieg interessant.

Diese zeigte mir die unterschiedliche Handhabung der Sammelaktionen von Glocken während der beiden Weltkriege. Wurden sie im ersten Krieg noch an Ort und Stelle zerschlagen, transportierte man sie im zweiten Krieg als Ganzes zur Schmelze.

Was den Vorteil hatte, dass nicht eingeschmolzene Glocken wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück transportiert werden konnten. Auch diesem Ereignis waren Fotos gewidmet.

In weiteren Etagen meines Aufstieges erfuhr ich dann erstmals etwas über die Türmerwohnung, die sich über dem Glockenstuhl des Turmes befand.

So wurde über das Leben der Türmerfamilie von einst und jetzt berichtet. Auf alten Bildern konnte ich sehen, dass es früher sogar einen kleinen Gemüsegarten auf der Turmplattform gab.

Die heutige Türmerwohnung wirkte auf den Fotos sehr geräumig. Die Möbel waren modern, es gab Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad in hellen, freundlichen Farben.

Zweifellos hat diese Wohnung ihre Qualitäten und ich überlegte mir, ob ich mir nicht um eine solche umsehen sollte. Gewiss, einen Personenaufzug gab es nicht, aber das hielte womöglich unliebsame Verwandte und Zeugen Jehovas ab.

Aber davon später mehr. Endlich oben angelangt war es nun Zeit meinen Eintritt zu bezahlen. Oder besser gesagt, meinen Austritt. Denn nun konnte ich auf die Plattform des Turmes hinaus treten.

Diese hatte eine interessante Form. Da der Turm an dieser Stelle von einem quadratischen Grundriss zu einem kreisförmigen wechselte, bot die Plattform in den Ecken sehr viel Platz.

Wo früher Gemüse gezogen wurde, stand nun eine Bank, auf der ich für eine Weile die Aussicht genießen konnte. Tief unter mir wirkte der große Marktplatz nun gar nicht mehr so groß.

In der Ferne gaben mir die Ruinen des aufgelassenen Franziskanerklosters einen ungefähren Anhaltspunkt, wo ich diese später finden würde.

Bevor ich mich auf den Rückweg nach unten machte unterhielt ich mich noch kurz mit der Dame, die mir das Ticket für die Aussichtsplattform verkauft hatte.

Sie erzählte mir, welche Aufgaben der Türmer heute noch wahr zu nehmen hatte. Unter anderem hatte er auf das Glockengeläut zu achten, das sich direkt unter seiner Wohnung befand.

Bei dieser Gelegenheit fiel mir ein, warum ich diese Wohnung doch nicht nehmen würde. Wer will schon direkt über Glocken wohnen, die womöglich Sonntags früh zum Gebet läuten?

Und so verschob ich meine Immobilienpläne und eilte wieder zurück zum Marktplatz der Stadt, um mich für eine Fahrt zum ältesten Industriedenkmal Sachsens (der 'Frohnauer Hammer') fertig zu machen...

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Turm der St. Annenkirche (Annaberg-Buchholz)
1 Turm der St. Annenkirche

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