Im Dezember 2008 besuchte ich im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien eine Ausstellung über die Ereignisse des Spätsommers 1968.

Es war August 1968, als die politischen Entwicklungen in Prag die russische Führung dazu veranlasste, mit Truppen des Warschauer Paktes die Tschechoslowakei zu besetzen.

In Österreich hielt man den Atem an. Bereits 1956 hatte eine russische Intervention in Ungarn eine Flüchtlingswelle nach Österreich ausgelöst und die Grenzen erschienen bedroht.

Nun wiederholte sich die Situation an der tschechischen Grenze, doch die Reaktion der österreichischen Politik und des  Heeres war nun eine gänzlich andere.

Da ich im selben Museum bereits eine Ausstellung über die Ereignisse 1956 gesehen hatte, war ich nun gespannt, welche Unterschiede es denn da gegeben hätte.

Mein Besuch war allerdings diesmal nicht wirklich geplant. Mehr zufällig wurde ich auf einen Mittelalterlichen Adventmarkt vor dem Heeresgeschichtlichen Museum aufmerksam.

Und im Rahmen dieses Marktes war wider Erwarten das Museum auch nach 17:00 geöffnet. Rasch entschlossen nutzte ich die Gunst der Stunde und schlüpfte durch die Eingangstür.

Die Ausstellung war wieder in jenem Raum für Sonderausstellungen, wo ich schon so viele andere gesehen hatte. Doch im Gegensatz zu diesen erschien mir die Ausstellung nun deutlich kleiner.

Das lag wohl daran, dass fast ein Drittel des Ausstellungsraums in ein altes Kino umfunktioniert worden war, wo Filme und Zeitzeugenberichte zum Thema gezeigt wurden.

Darunter Reportagen aus den Straßen von Prag, wo auch so Merkwürdigkeiten zu hören waren, dass eine Pragerin sich gegen die Okkupation der 'Deutschen' aussprach, obwohl sie die 'Russen' meinte.

Die ausgestellten Stücke waren eher simpel. Eine Ecke war stark von fernmeldetechnischen Equipment des Heeres dominiert. Mehrere Figurinen zeigten Soldaten der Infanterie und der Luftwaffe.

Ausgestellte Waffen und Gerätschaften verrieten überdeutlich, wie noch 1968 das österreichische Militär aus Altbeständen des Deutschen Reiches und der US Armee ausgerüstet war.

Aber am Interessantesten waren ohnehin die ausgestellten Dokumente und deren Beschreibungen. So waren Tagesbefehle, Protokolle und Fernschreiben zu sehen.

An sich endlose Textwüsten in den damals üblichen Schriftbild der Schreibmaschinen und Fernschreibern. Aber doch sehr interessant, wenn man sich die Mühe machte sie zu lesen.

Da stand an einer Stelle eines Protokolls, der militärische Flugbetrieb müsste jetzt eingestellt werden, weil man sich nach den Dienstzeiten der zivilen Flugsicherung richten müsste.

Irgendwie schien man damals alles bewusst auf kleiner Flamme gekocht zu haben. Tatsächlich entnahm ich den Beschreibungen der Texte immer wieder die Botschaft, dass man die Sowjetunion nicht mit großen Sicherungsmaßnahmen provozieren wollte.

Ein großer Plan hoch über den Schaustücken zeigte mir auch eindrucksvoll, wo die österreichischen Truppen ihre Sperren in den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich errichtet hatten. Diese Sperren waren gut 30 km von der Grenze entfernt.

Damals war das eine Maßnahme, welche sehr ungut bei der Grenzbevölkerung und bei den Soldaten ankam. Wäre auch bei mir nicht gut angekommen. Und mit diesem Gefühl verließ ich die kleine Ausstellung und spazierte wieder hinaus in das winterliche Treiben des Adventmarktes vor dem Museum...

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