Im März 2010 wurde ich zur Vernissage einer Fotoausstellung im Kunsthaus Wien eingeladen. Gegenstand der Ausstellung waren Fotos, die Kontroversen ausgelöst hatten.

Eine Vernissage zu besuchen hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist wohl der, das die Ausstellungsräume sehr voll sind. Der Vorteil ist, man trifft viele nette Menschen.

Und man hört interessante Einführungsreden, unter anderem von den Kuratoren, die die Ausstellung im Musée de l'Elysée in Lausanne zusammen gestellt haben.

Leider hatte ich nur wenig Zeit mir die Fotos der Ausstellung genauer anzusehen, da der letzte Zug nach Graz mich zum baldigen Aufbruch drängte. Doch der erste Blick machte Neugierde auf mehr.

Denn es wurden nicht bloß Fotos gezeigt. Es wurden Geschichten erzählt. Zu jedem Foto gab es eine Beschreibung in Deutsch und Englisch, die über die konkrete Kontroverse berichtete.

Oberflächlich betrachtetet möchte man glauben, man würde wissen, über was sich Menschen streiten können. Aber von Bild zu Bild schreitend wurde mir klarer, wir können uns über sehr viel mehr streiten.

Das begann bereits in den Anfängen der Fotografie wo gerichtlich geklärt werden musste um die Fotografie überhaupt Kunst wäre und deshalb Urheberrechtsschutz genießen würde.

Und das ging weiter bis heute wo besonders aufregende Fotos über das Leid der Menschen entweder den Pulitzerpreis einbringt oder viel Kritik bzgl. Voyeurismus. Meistens beides.

Gezeigt wurden Fotografien von Man Ray, Robert Capa, Lewis Carroll, Henri Cartier-Bresson, Oliviero Toscani, Richard Avedon, Robert Mapplethorpe und Todd Maisel.

Aber auch Fotos von weniger bekannten Fotografen, deren Werke aber ebenfalls in die Geschichte eingingen. Nicht immer deswegen, was man sieht, manchmal auch deswegen, was man nicht sieht.

Zum Beispiel wenn unliebsame Details oder ganze Personen aus den Fotos entfernt wurden, weil es politisch opportun erschien. Die alten Römer mit ihren damnatio memoriae hätten gestaunt.

Bei manchen Fotos hingegen tauchten wiederum Details auf, die so nicht hinzugehören schienen. Fotos mit Feen oder mit auf der Treppe wandelnden Geistern.

Viele Bilder waren auch eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit. Hatte ich doch hautnah erlebt, wie sich die Kontroverse um das eine oder andere Foto entwickelte.

Was mich bei vielen Fotos auch begleitete war der Tod. Oft sah man Menschen kurz vor ihrem Tod oder im Augenblick des Todes. Was mich doch etwas verändert aus die Ausstellung gehen ließ.

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