Deutsches Jagd- und Fischereimuseum

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Deutsches Jagd- und Fischereimuseum in München

Jeder kennt den Wolpertinger, oder? Das ist ein Fabeltier, das nur in bayrischen Wäldern vorkommt. Als ich erfuhr, dass dieser Wolpertinger im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum von München ausgestellt sei, musste ich ihn mir natürlich gleich mal ansehen.

Lage

Das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum befindet sich in der ehemaligen Augustinerkirche in der Neuhauser Straße 2. Es liegt damit mitten auf der schönen Einkaufsstraße zwischen Stachus und dem Marienplatz und war in meine Sightseeing-Tour gut integrierbar.

Eintritt

Den Eingang fand ich rasch, da mir beim Eingangstor die Skulptur eines überdimensionalen Wildschweins kühn seine Hauer entgegenstreckte. Der Eintritt betrug 3,50 Euro (Vollpreis). Angesichts des Angebotes empfand ich den Preis als angemessen. Der reduzierte Preis hätte 2,50 Euro betragen (Studenten, Kinder, Senioren, etc.).

Museumsshop

Im Museumsshop hätte ich allerlei Bücher über die Jagd kaufen können. Dazu Schnickschnack, wie zum Beispiel den Wolpertinger als Plüschtier (Aha, es gibt ihn zumindest in Plüsch!).

Außerdem erfuhr ich im Gespräch mit der Dame an der Kasse, dass es ein Zweigmuseum auf Schloss Tambach gäbe. Das liegt in der Nähe von Coburg und bietet neben einer historischen Schau mit lebensgroßen Figuren auch einen Wildpark an.

Jagdmuseum

Aber nun zum Museum selbst. Das Jagdmuseum verteilt sich auf drei Geschosse und nähert sich der Jagd auf vielerlei Art und Weise. Im Erdgeschoß wurde vor allem das Wild als solches beschrieben. Die Tiere selbst konnte ich in ihrer natürlichen Größe betrachten. Anhand von standardisierten Tafeln erfuhr ich etwas über ihren Namen, ihre Verbreitungsgebiete, ihr Paarungsverhalten, Tragzeiten und Jagdzeiten. Die präparierten Tiere standen dabei in Dioramen, die allerdings die natürliche Umgebung nur andeuteten. Hier hätte die Museumsleitung vielleicht etwas mehr unternehmen können. Andererseits blieb dadurch der Blick auf das eigentliche Tier unverstellt.

Besonders bemerkenswert fand ich einige Schautafeln über verschiedene Organisationen, die sich mit der Beobachtung und Erforschung von Tieren befassen. So erfuhr ich, dass es eine Organisation gibt, die weltweit die Schwingen von erjagten Vögeln einsammelt und Messungen an diesen vornimmt. Daraus werden dann Statistiken über Vogelflug und Populationsgrößen erstellt.

Im Zwischengeschoß entdeckte ich eine Streichelecke mit einem interessanten Detail. Hier durfte ich als Museumsbesucher die ausgestopften Tiere anfassen und so die Unterschiede bei den einzelnen Fellstrukturen erfahren. Diese Ecke war nicht nur für Kinder gedacht, sondern auch für blinde Menschen. Auf den Sockeln stand die Beschreibung der Tiere deshalb in Brailleschrift (Blindenschrift).

Bei den Aufgängen zum Zwischengeschoß kam wieder der Schlösserfreund in mir zum Zug. In einigen Schaukästen wurden mit Hilfe von Dioramen Jagdszenen gezeigt, die allesamt in der Nähe von Schlössern stattfanden. Diese Schlösser wurden meistens auch dargestellt, wobei natürlich das Jagdgeschehen das Spannendere war. Besonders überrascht war ich von einer Jagd, wo Rotwild in einem See getrieben und von einem Schiff aus erlegt wurde. Diese Idee gefiel mir aber gar nicht.

Fischereimuseum

Im Zwischengeschoß war auch das Fischereimuseum untergebracht. Zuerst einmal muss ich gestehen, dass ich kaum etwas von Fischerei oder von Fischen, geschweige denn von Fischgerichten verstehe. Darum sah ich mich in diesem Teil des Museums besonders intensiv um. Damit ich endlich weiß, wie der Dorsch aussah, bevor er derart quadratisch auf meinem Teller landete.

Das Museum zeigt neben einer Menge von ausgestopften Fischen auch sehr viel über die Fischerei selbst. So konnte ich mal die ganzen Angelgeräte von der Vorzeit bis heute aus nächster Nähe sehen. Auch die Vielzahl von verschiedenen Ködern für die unterschiedlichen Zielgruppen unter den Fischen fand ich interessant. So konnte ich lernen welchen Zweck diese unterschiedlichen Köder haben und was sie dem fressgierigen Fisch vorgaukeln sollen.

Weißer Saal

Im Obergeschoß gelangte ich dann in den weißen Saal. Das ist ein Saal, der sich durch hohe Kirchenfenster einer wunderbaren Helligkeit erfreute. Hier fand ich vor allem Gemälde über die Jagd, sowie diverse Accessoires des Jägers. Zum Beispiel Jagdmesser, Patronentaschen, Pulverfläschchen und so weiter. Aber auch Halsbänder für die Hunde oder Peitschen für die Pferde. Im Hintergrund des Saales stand ich dann noch vor ein paar seltsam aussehenden Schlitten. Das waren Jagdschlitten der hohen Herren, die sich auf den zum Teil sehr luxuriös wirkenden Gefährten durch den Schnee ziehen ließen.

Sonderausstellung

In einem Nebenraum des Weißen Saals gelang ich dann zur gerade laufenden Sonderausstellung. Während meines Besuches handelte diese von „Biber und Menschen“. Diese Ausstellung empfand ich als sehr lehrreich. So erfuhr ich, dass der Biber einst in Bayern heimisch war, mit der Zeit aber ausstarb.

Seit einigen Jahren wird er wieder an bayrischen Gewässern ausgesetzt, was aber die Landwirte gar nicht erfreut. Der Biber hat nämlich die Neigung, seine Umwelt stark zu verändern. Seine Dämme führen zu Hochwasser, seine Höhlen wirken auf landwirtschaftliche Geräte wie Fallgruben. Und sein Nagetrieb lässt so manchen Obstbaum knicken bzw. Ernteertrag schmäler ausfallen.

Auf mehreren Schautafeln erfuhr ich, wie die Behörden versuchen, diesen natürlichen Gegensatz zwischen Biber und Landwirtschaft zu lösen. So werden zum Beispiel Biberberater ausgebildet. Weiters werden finanzielle Mittel bereitgestellt, mit deren Hilfe landwirtschaftliche Flächen am Gewässerrändern abgelöst werden können. Auch Schutzvorrichtungen gegen Biberfraß und Bibertunnel sollen damit finanziert werden.

Außerdem erfuhr ich auch einiges über den Biber selbst. Warum er seine Höhlen so baut und nicht anders, wie das Fleisch, das Fell, das Fett der Biber früher genutzt wurde und wie sehr der Biber in die Orts- und Gewässernamen Deutschlands eingeflossen ist. Auch konnte ich einem ausgestopften Biber über das Fell streicheln und feststellen, das es sehr weich ist.

Wolpertinger

Aber was war jetzt mit dem Wolpertinger? In einer Vitrine im Erdgeschoß stand ich tatsächlich einer Vielzahl dieser legendenhaften Tiere gegenüber! Sie sahen kurios aus, erinnerten mich stark an Füchse und Biber im Karneval.

Hier zeigte das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum großen Humor. Die Beschreibung dieses Fabelwesens wurde auf gleiche Art und Weise durchgeführt, wie bei den tatsächlich lebenden Tierarten. So erfuhr ich, dass sich der Wolpertinger besonders gerne von norddeutschen Rundschädeln ernährt, und dass seine Größe und Gewicht unbekannt, aber tragbar sind. Seine Jagdzeit ist übrigens immer ca. 15 Tage vor einem Gewitter, wobei diese Angaben natürlich allesamt ohne „Gewehr“ (sic!) sind.

Fazit

Das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum war ein sehr informatives Erlebnis für mich. Neben dem Informationsgehalt gefielen mir auch die in einer ehemaligen Kirche untergebrachten Räumlichkeiten und die zum Teil sehr originelle Ausstattung. Bei der nächsten Sonderausstellung werde ich sicherlich wieder einen Abstecher in dieses Museum machen.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite des Museums mit Öffnungszeiten
  • Link Beschreibung des Museums auf Wikipedia
  • Link Liste mit weiteren Museen in Bayern