Schon als kleiner Junge war ich fasziniert von der Sage des Orpheus, der aus Liebe zu seiner leider ach so früh verstorbenen Frau Eurydike in den Hades zog um sie dort zu suchen. Natürlich hatte mich schon damals interessiert, wo dieser Hades eigentlich sein soll. Deshalb war ich sehr erfreut, als ich in von der Ausstellung über die Thraker erfuhr, die genau in jener Gegend siedelten, wo die Griechen das Tor zur Unterwelt vermuteten.

Ausstellung (23.07.2004) - (28.11.2004)

Die Ausstellung begann für mich im Keller. Das lag weniger daran, dass ich mich zum Lachen dorthin begab, als vielmehr daran, dass dort der Einführungsfilm zur Ausstellung gezeigt wurde. Dieser beginnt zu jeder vollen halben Stunde und zeigt einen Teil der Landschaft Thrakiens und der im Museum gezeigten Funde. Ich würde jedem empfehlen sich den Film zuerst anzusehen, da er mich so richtig auf die Ausstellung einstimmte und auch Bilder von den Ausgrabungsarbeiten zeigte.

Dann aber ging es rauf zur eigentlichen Ausstellung. Gleich nach der Kartenkontrolle kam ich in die Nachbildung des Innenlebens eines Grabhügels, wo man ganz tolle Fresken gefunden hatte. Diese waren nur in einem Kreisrund dargestellt und ich konnte mir ausgiebig die thrakische Bildkunst betrachten.

Anschließend ging es zur Linken weiter, wo sich Landkarten und großformatige Bilder der Landschaft Thrakiens abwechselten. Die Landkarten waren in einer Qualität, wie ich sie aus meinem Schulatlas kannte, also mit guter Darstellung der geographischen Verhältnisse.

Auf dieser Basis wurde hier aber auch auf späteren Landkarten in der Ausstellung sehr gut dargestellt, wo sich das Gebiet der Thraker befand (heutiges Bulgarien, Teile Rumäniens und Griechenlands, sowie der europäische Teil der Türkei), wo liegen die Fundorte, wie verliefen die Eroberungszüge der Perser, Griechen und Römer durch das Land der Thraker?

Die großformatigen Fotos vermittelte in erster Linie Stimmung und zeigten die zum Teil noch sehr unberührt wirkenden Landschaften, wo man fast den Eindruck hatte, außer ein paar Mauerresten der römischen Villen und ein paar Schafen gäbe es dort weit und breit nichts zu sehen. Besonders eindrucksvoll auch ein paar Fotos von jenen Schluchten, von denen die Griechen glaubten, sie wären der Eingang zum Hades, der Unterwelt.

Doch es gab nicht nur Fotos und Landkarten. Nein, die wahre Sensation der Ausstellung war für mich eine Vielzahl von Schätzen, die ich nun gesammelt in einem großen Ausstellungsraum betrachten konnte. Dabei handelte es sich nicht um den einen oder anderen goldenen Armreif hier, oder eine silberner Löffel dort, vielmehr waren es gleich mehrere Garnituren von Tafelgeschirr und heiligen Zeremoniengegenständen in einer unglaublichen Pracht und Formenfülle.

Manche Sets waren scheinbar durch und durch aus reinem Gold ausgeführt, bei anderem dominierte mehr das Silber, das mit Goldeinlagen kunstvoll verziert worden war. Diese Fülle an wertvollen Gegenständen wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben.

Aber natürlich kam das Volk der Thraker nicht quasi auf dem Goldtopf zur Welt, auch sie hatten ihre frühzeitlichen, bronzezeitlichen und sonstigen zeitlichen Entwicklungen. Auf diese Entwicklungen ging die Ausstellung genauso ein und klärte auch hier über die Formenvielfalt bei den Fundgegenständen auf.

So wurden viele Keramiken gezeigt, die durch ihre naive Ausprägung mich schon fast wieder zum Schmunzeln verleiteten. Vor allem wenn der Begleittext die hohe Detailtreue bei der Abbildung eines Rebhuhns lobte und ich Mühe hatte überhaupt den Vogel in dem Gegenstand zu erkennen.

Neben der reinen Präsentation von Kostbarkeiten kam die Ausstellung auch einem gewissen Bildungswunsch nach und erklärte verschiedene Einflüsse auf die Gesellschaft Thrakiens. So wurde die Götterwelt erklärt, von den Anfängen Thrakiens bis zu jener Zeit, wo die dort lebenden Menschen bereits unter dem Einfluss Roms standen.

Neben allerlei religiösen Gegenständen, gab es auch so manches weltliches Gut zu betrachten, zum Beispiel sehr wertvolle Wagenbeschläge. Oder auch kriegerische Elemente, wie Schwerter und Helme. Bei den Helmen musste ich unwillkürlich an den Film Troja denken, so sehr erinnerten mich deren Formen an die im Film gezeigten Kopfbedeckungen. Etwas aus einem Film oder einem Buch zu kennen, ist die eine Sache, dann vor dem Ding zu stehen schon eine ganz andere. Auf jedem Fall ein viel spannenderes Erlebnis, wie ich finde.

Bei der Art und Weise der Erklärungen konnte ich für mich gute und weniger gute Punkte ausmachen. Positiv fiel mir die Zweisprachigkeit der Erklärungen (Deutsch und Englisch) auf. Weniger gut war der Umstand, dass es öfters vorkam, dass sich mehrere Objekte in einer Vitrine befanden, die Beschreibungen aber nicht den Objekten zugeordnet waren. So musste ich mehrmals raten, was jetzt was ist.

Auch ließ man sich die Chance entgehen die zahlreichen dargestellten Schwerter, Helme, Beinschienen und sonstigen Teile an einer Puppe darzustellen. Mich hätte sehr interessiert, wie nun so ein thrakischer Fürst voll bekleidet ausgesehen hat. Aber vielleicht hat man auch darauf verzichtet, weil man hier noch über zu wenig gesicherte Befunde verfügte und nicht eine Authentizität vorspiegeln wollte, die es nicht gab?

Trotzdem war die Ausstellung ein echtes Highlight unter meinen Ausstellungsbesuchen des Jahres 2004. Wer sie sich noch schnell ansehen möchte, hier ein paar weiterführende Details:

Lage

Die Ausstellung war Teil mehrerer Ausstellungen in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Vom Hauptbahnhof Bonn erreichte ich sie sehr rasch und einfach, in dem ich mit der U-Bahn Nr. 16 (63 und 66 wären auch möglich gewesen) bis zur Station Heussallee – Museumsmeile fuhr (Fahrkosten 2 Euro). Von dort führten mich Hinweisschilder direkt zur Ausstellungshalle.

Die Eintrittskarten zur Ausstellungshalle berechtigen übrigens auch zur Fahrt mit der U-Bahn, allerdings muss man sie dann logischerweise schon bei der Hinfahrt besitzen. Kaufen kann man sie angeblich auch in den Servicecentern der Stadtwerke Bonn, allerdings verzichtete ich an jenem Sonntag danach zu suchen.

Eintritt

Der Eintritt wäre in Form einer Tageskarte für das ganze Museum zu lösen gewesen und hätte 7 Euro betragen. Ich kaufte mir aber stattdessen eine so genannte Bonn Karte um 9 Euro.

Diese ermöglichte mir ab Kaufzeitpunkt für 24h den kostenlosen Eintritt in den meisten wichtigen Museen Bonns sowie die freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Als Eintrittskarte erhielt ich dann eine Zählkarte, die vom Motiv her eher reizlos war. Die Wartezeit an der Kassa war übrigens sehr kurz.

Fotografieren

Das Fotografieren war leider nicht erlaubt. Das anwesende Personal war übrigens sehr wachsam und ich hörte mehrfach Rufe zur Ordnung, wenn zum Beispiel jemand nur die Scheiben der Vitrinen berührte oder zum Beispiel mit dem Mantel in der Hand durch die Ausstellung gehen wollte.

Gastronomie

Das Museum verfügte über ein eigenes Restaurant, welches neben den üblichen Snacks auch internationale Küche anbot. Zwischen Kassa und Garderobe gab es noch ein kleines Cafe, für den Koffeinwunsch zwischendurch. Beides probierte ich allerdings nicht aus.

Toiletten/Barrierefreiheit

Die Toiletten befanden sich im Kellergeschoß und waren gut erreichbar. Die Ausstellung selbst war barrierefrei. Für den Fall, dass man sich zwischendurch mal ausruhen wollte, befanden sich große gepolsterte Sitzflächen mitten im Ausstellungsraum.

Museumsshop/Ausstellungskatalog

Der Museumsshop war ein größerer Bereich in der Eingangshalle mit sehr variantenreichem Angebot (Spiele, Seifen, Kerzen, Schnick Schnack für die Wohnung), darunter auch der Ausstellungskatalog.

Sonstige Bücher gab es allerdings weniger, dafür befand sich vor der Ausstellungshalle noch eine Buchhandlung, die über ein enorm großes Angebot an Kunstführern und historischen Büchern verfügte.

Der Ausstellungskatalog kostete 25 Euro und bot im Wesentlichen die Inhalte der Ausstellung inklusive informativen Basiserklärungen.

Audio Guide/Führungen

Es wurde ein sehr interessanter Audio Guide angeboten. Ich habe die 4 Euro nicht bereut, die ich für ihn bezahlte. Obwohl die Erklärungen zu den Vitrinen schon sehr ausführlich waren, bot der Audio Guide noch spannende Extrainformationen.

Als Pfand für den Audio Guide hätte ich übrigens 10 Euro hinterlegen müssen, für Sonderfälle wie mich (kein Bargeld in der Tasche) tat es ausnahmsweise auch die Hinterlegung des Personalausweises.

Resümee

Eine sehr interessante Ausstellung, die vor allem durch die Pracht der wertvollen Objekte glänzte. Diese Pracht war es auch die mir den Eindruck vermittelte, dass es neben so bekannten Völkern wie Ägypter und Griechen auch noch andere antike Völker mit sehenswerter Kunst gab.

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