Retrospektive „Rudolf Alt“ in Wien

Retrospektive über Rudolf Alt
Als großer Bewunderer für Landschaftsmalerei und alte Stadtansichten, besuchte ich Ende Oktober in der Wiener Albertina die Retrospektive über den Maler Rudolf Alt, die anlässlich seines 100. Todestages (12.03.1905 in Wien) gestaltet wurde.

Laut Darstellung der Albertina gilt er als einer der bedeutendsten österreichischen Veduten- und Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts.

Durch seine lange Schaffensperiode, er wurde am 28.08.1812 in Wien geboren, spannten sich seine Werke vom Biedermeier bis zum frühen Expressionismus. Dabei verewigte er Stadtansichten, Landschaften und Interieurs während seiner Reisen durch Russland, Deutschland, Schweiz und Italien. Und nicht zu vergessen durch das damals wesentlich größere Österreich-Ungarn. Also nichts wie hin.

Ausstellung (09.09.2005) – (27.11.2005)

Nach Kauf der Eintrittskarte durchschritt ich die edlen Gänge der Albertina zielsicher in Richtung Prunkräume, denen gegenüber sich die Ausstellung befand. Für alle Besucher der Albertina sei verraten, das sie auch eine tolle graphische Sammlung in den Prunkräumen  bereit hält, die mit derselben Eintrittskarte besichtigt werden können.

Aber ich hatte andere Ziele, gegenüber dem Eingang zu den Prunkräumen fasste ich einen Audioguide aus (3,50 Euro, kein Einsatz) und betrat durch eine Glastür die eigentlichen Ausstellungsräume.

Diese waren wie bei solchen Ausstellungen leider üblich – aber auch notwendig – in einem leichten Dunkel gehüllt. Die Farben der Wände waren dabei aber sehr gut gewählt. Meistens waren sie in einem roten Ton und gaben den Bildern einen edlen Hintergrund. Doch im Kapitel „Späte Italienreise“ wechselten die Wände auf helle Töne und zumindest für mich ging die Capri Sonne so richtig auf.

Doch nun zu den Bildern selbst. Nach einem Lebenslauf in Deutsch und Englisch wurden zwei Selbstporträts des Künstlers gezeigt. Eines davon als junger Bursch in seinen 20iger, ein anderes als alter Mann in seinen 70iger. Das war schon sehr interessant die Unterschiede in den Gesichtszügen zu studieren. Rudolf Alt machte übrigens seinem Namen wirklich Ehre, er starb erst mit 93 Jahre!

Die nächsten Werke stammten dann gar nicht von ihm, sondern von seinem Vater Jakob Alt. Schon dieser war ein Landschaftsmaler und brachte auch seinem Sohn einiges von diesem Handwerk bei. Dabei arbeiteten sie im Team, was allerdings zur Folge hatte, das viele von Rudolf angefertigten Werke von seinem Vater signiert wurden. Doch die Kunsthistoriker scheinen Bescheid zu wissen, in der Ausstellung wurde meistens darauf hingewiesen, wenn die Bilder eine irreführende Signatur trugen.

Zu den gezeigten Werke hatte ich ziemlich rasch einen Bezug gefunden, zeigten sie doch Bilder von einer Italienreise, oder auch Auftragsarbeiten, wo die beiden Alts wichtige Gebäude der österreichisch-ungarischen Monarchie verewigten.

Warum bekommt man für so was überhaupt einen Auftrag? Nun, man darf nicht vergessen, dass es ja nicht schon immer die Fotografie gab. Und wenn der Kaiser gerne sehen wollte, wie seine Festung in Trient oder das Marburger Schloss aussah, half halt nur eine Zeichnung, ein Stich oder ein schönes Gemälde von Rudolf Alt. Ich sah mir diese Bilder übrigens besonders fasziniert an, kannte ich doch zum Beispiel diese Festung in Trient aus persönlicher Anschauung.

Und bei den Bildern meiner Heimatstadt Graz guckte ich natürlich ganz genau. Sieht denn das Haus Luegg am Hauptplatz heute nicht genau so aus, wie auf dem Gemälde vor 150 Jahren? Sind nicht dieselben Schilder und Aufschriften noch heute zu sehen? Ich muss gestehen, am nächsten Tag fuhr ich extra zu diesem Haus in der Grazer Altstadt und stellte fest, es sieht noch immer wie auf dem Bild von Rudolf Alt aus, allerdings die Schilder wurden inzwischen entfernt.

Reich wurde man übrigens bei solchen Aufträgen nicht. Die genannten Beträge waren so gering, dass ich sie – ehrlich gesagt – inzwischen schon wieder vergessen habe.

Da wundert es nicht, dass Alt auch für andere Auftraggeber eifrig tätig war und zum Beispiel deren Wohnungen malte. Nein, nicht die Wände wurden ausgemalt, sondern die Wohnungen mitsamt ihren kostbaren Einrichtungen wurden dargestellt. Man nennt diese Art der Darstellung auch Interieurs. So konnte man als reicher Eckhausbesitzer seinen Freunden im Kurbad zeigen, was man hatte: „MEIN Haus – MEIN Pferd – MEINE Pferdekutsche“. Wir kennen das ja aus der Werbung.

Diese Bilder waren nun besonders interessant, den sie gaben mir einen Geschmack, wie damals die reichen Leute wohnten. Und die Bilder selbst waren auch eine Augenweide, was ihre Ausführung betraf. Es wirkte alles sehr frisch und lebendig, keineswegs wurde bei Details gespart.

Gespart wurde allerdings manchmal mit der Farbe bei den Landschaftsdarstellungen. Allerdings war das mehr so eine Art besondere Technik von Rudolf Alt. Manchmal baute er das Weiß des Blattes geschickt in die Landschaft ein (z. B. für den Schnee) oder er malte die Bleistiftskizzen überhaupt nur zum Teil aus. Dadurch bekam das Ganze für mich etwas Unfertiges aber auch Spannendes. Fotos schneiden ja die Landschaft einfach ab, Alt holte in seinen Bildern das Wesentliche nach vor und ließ den Rand zurücktreten.

Besonders hervorgehoben wurde bei der Führung übrigens ein Bild, wo Rudolf Alt eine Sonnenfinsternis gemalt hatte. Keine Angst, das war jetzt kein schwarzes Blatt Papier, eher mehr eine verschwommene Angelegenheit, ein Spiel der Farben am Himmel.

Dieses Bild fand ich persönlich dann gar nicht so besonders, da gefielen mir seine Bilder aus seinen letzten Lebensjahren schon sehr viel besser. Da konnte er sich nur  mehr schwer bewegen und malte deshalb allerlei, was er von seinem Fenster aus sehen konnte.

Irgendwie schon ergreifend, wenn man anhand der Bilder sehen kann wie sich der Radius eines Menschen altersbedingt bis zu seinem finalen Ende reduziert. Begann doch meine Reise durch sein Lebenswerk mit Bildern von Wanderungen über die Berge der Steiermark, setzten sie sich fort durch die wunderschöne Landschaften Italiens, führten sogar bis nach Russland. Um am Ende? Am Ende steht man vor Bildern vom Arbeitszimmer des Künstlers mit seinen Enkeln mittendrin und Ansichten von einer Eisenfirma vor dem Fenster des altehrwürdigen Meisters.

Hm, mit seinen letzten Bildern war ich dann auch schon am Ende der Ausstellung angelangt, zurück blieben zwei Stunden voller begeistertem Sehen und Vergleichen, wie sahen die mir bekannten Orte vor 150 Jahre aus?

Eintritt

Der Vollpreis hätte 9 Euro betragen. Da ich im Besitze einer Ö1 Klubkarte war, reduzierte sich der Betrag auf 6,50 Euro (Vorsicht, diese Ermäßigung ist bei der Kasse nicht angeführt, sie gilt aber trotzdem)

Fotografieren

Das Fotografieren war nicht erlaubt.

Museumsshop/Ausstellungskatalog

Im Museumsshop gab es neben einem reichhaltigen Angebot an Büchern zum Thema Kunst einen Katalog zur Ausstellung um 29 Euro. In diesem wurden zu den Abbildungen den Bildern genau erklärt, bei welcher Reise und unter welchen besonderen Umständen die Bilder angefertigt wurden.

Zusätzlich gab es noch die Möglichkeit Prints von einigen ausgewählten Bildern zu Preisen zwischen 60 und 80 Euro zu erwerben.

Audioguide/Führungen

Es gab sowohl Führungen zu 2 Euro pro Kopf und Fußpaar, als auch einen Audioguide zu 3,50 Euro je Kopf und Ohrenpaar. Ich wählte den Audioguide.

Diesen Audioguide empfand ich als sehr interessante Ergänzung zu den ohnehin schon sehr ausführlichen Texten. Eine Führung hörte ich kurz mit und stellte dabei fest, das die Führerin äußerst engagiert ihre Gruppe an die Werke von Herrn Alt heranführte.

Fazit

Ich fand die Retrospektive über Rudolf Alt aus zwei Gesichtspunkten sehenswert. Einerseits war es für mich als Österreicher faszinierend verschiedene Motive aus der Monarchie in ihrem Zustand vor ca. 150 Jahren betrachten zu können. Andererseits hatte Rudolf Alt einen sehr präzisen Abbildungsstil, der in dieser Sammlung äußerst gut rüber kam.