Nach langer Umbauzeit wurde das Museum für Völkerkunde in Wien wieder eröffnet. Die erste Ausstellung im neuen Haus, über das Volk der Benin, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Die Ausstellung gliederte sich in zwei Teile. Im ersten Teil ging es um den Aufbau des Königreiches Benin, im zweiten Teil über seine Entwicklung bis heute. Dabei wurden bis zu 300 Stücke aus dem Königsschatz von Benin gezeigt.

Die Ausstellung begann mit einer Karte, die mir half das Königreich Benin regional einzuordnen. Es befindet sich im Westen des heutigen Nigeria und nicht etwa dort, wo sich heute der Staat Benin erstreckt.

Dann tauchten die ersten Stücke im Halbdunkel der Ausstellung auf und es wurde mir schnell klar: Die Menschen in Benin waren Meister des Bronzegusses. Oder des Gelbgusses, dessen Bedeutung ich aber erst zuhause nachschlagen musste.

Auch ihre Häuser schienen schon sehr fortgeschritten gestaltet gewesen zu sein, was ich einer Skizze aus der Zeit der Portugiesen entnahm. Die Portugiesen eröffneten einen schwungvollen Handel, der sogar dazu führte, dass die Kunsthandwerker in Benin Produkte speziell für den europäischen  Markt produzierten.

Aber auch europäische Insignien machten sich im Königreich Benin breit, plötzlich tauchten Gegenstände auf, die dem Reichsapfel ziemlich ähnlich sahen.

Was ich an der Ausstellung sehr gut gelungen fand, war die Möglichkeit, bereits Gesehenes in im nächsten Raum in anderer Form wieder zu erleben. Kleidungsgegenstände, die ich zunächst auf Abbildungen sah, tauchten bald darauf real auf.

Und Abbildungen gab es viele. Nicht auf Schautafeln sondern in Form von Bronzetafeln. Die Menschen in Benin scheinen alles in Bronzetafeln gegossen zu haben, ähnlich wie wir heute alles in Bücher dokumentieren.

Das ging so weit, dass später auch die Kolonisten auf Bronzetafeln und in Bronzefiguren verewigt wurden. Im letzten Raum konnte ich sogar die britische Königin Elisabeth als solche Figur bewundern, wenn sie auch auf mich da eher wie eine biedere Einkäuferin am Wochenmarkt wirkt.

Besonders beeindruckend fand ich ein Modell von einem Königshaus, auf den man deutlich eine Schlange als architektonisches Element abgebildet sah.

Und einen Raum weiter gab es Teile dieser Schlange als original zu sehen. Samt Erklärung, welche Bedeutung sie für das Haus und für das Volk hatte.

Wie überhaupt die Kultur, die Religion aber auch der Aufbau der Monarchie gut erklärt war. Durch die stetige Wiederholung der Objekte in Text und Original war mir dann bald klar, wie man einen männlichen Kopf von einem weiblichen Kopf unterscheiden kann und was es bedeutet, wenn ein König mit zwei Begleitern auf einer Bronzetafel abgebildet war.

Auch kuriose Aha Erlebnisse erwarteten mich.  Zum Beispiel trug die erste Frau im Harem des Königs einen Namen, den man im Deutschen mit "Hahn, der am lautesten kräht" übersetzen könnte. Manche Bezeichnungen scheinen sich von selbst zu erklären.

Nicht so klar war mir zunächst, warum die Menschen in Benin so schnell zum christlichen Glauben übertraten. Weil die Missionare so überzeugend waren?

Nein! Aus einem Text in der Ausstellung entnahm ich, dass es laut dem damaligen Papst nicht erlaubt war, Waffen an Heiden zu verkaufen.

So wechselte man also die Religion um in den Besitz von Gewehren zu kommen, mit denen man dann weitere Gebiete erobern konnte. Geholfen hat es aber nichts, nach einigen diplomatischen Verwicklungen wurde das Königreich Benin von Großbritannien erobert.

Wie das damals in Europa wahrgenommen wurde, zeigen Zeitungsberichte von damals. Interessant welche Geschichte über das Volk von Benin erzählt wurde um die Intervention der britischen Truppen zu rechtfertigen.

Zum Teil ging es um die tatsächlich ausgeübten Menschenopfer. Zum Teil waren es aber auch politische Übertreibungen, heute würde man in ähnlichen politischen Situationen wahrscheinlich in diesen Ländern Massenvernichtungswaffen (er)finden.

Zum Abschluss wurden noch zwei Filme gezeigt, eine Zeremonie nach altem Brauch und vor laufender Kamera einen Bronzeguss direkt an einer einfachen Straße in Benin.

Das war quasi das Tüpfelchen auf dem i, eine gelungene Abrundung zum Thema Bronzeguss, der mich wie ein roter Faden durch die sehenswerte Ausstellung verfolgte...

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