Viele Touristen werden die Albertina auf ihrer Besuchsliste haben, wenn sie mal nach Wien kommen. Auch ich besuche sie regelmäßig anlässlich von großartigen Sonderausstellungen. Grund genug, ein wenig darüber zu erzählen, was man sich eigentlich von der Albertina erwarten darf...

Ausstellung

Kurz und knapp gesprochen ist es ein Gebäude gleich hinter der Wiener Staatsoper im ersten Bezirk. Das interessiert aber nur den Taxifahrer. Viel wichtiger ist wohl die Bedeutung und die Geschichte des Bauwerks.

In den Jahren 1765 bis 1781 lebte Herzog Albert Kasimir zu Sachsen-Teschen als Statthalter des Königreiches Ungarn auf der Burg Pressburg im heutigen Bratislava (Slowakei). Dort begann er im Laufe der Zeit Graphiken zu sammeln. Aus diesem Hobby entstand bis heute eine Sammlung von rund 70.000 Zeichnungen und einer Million Druckgrafiken beginnend mit Werken aus der Spätgotik bis zu zeitgenössischen Werken. Nachdem Herzog Albert für kurze Zeit in Brüssel residierte zog er samt Sammlung nach Wien und brachte sie in der heutigen Albertina unter.

Und damit ist das Geheimnis gelüftet: Die Albertina birgt in ihrem Inneren eine der größten und wertvollsten grafischen Sammlungen der Welt. Zusätzlich verfügt die Albertina aber auch über eine sehr große Sammlung von Fotografien und über eine Architektursammlung. Unter letzterer kann man sich Pläne und Skizzen, aber auch ganze Modelle vorstellen.

Auch der Name des Gebäudes lässt ich jetzt leichter deuten. Er geht auf den Gründer der Sammlung zurück, dem Herzog Albert. Aber heute macht sich das Haus natürlich seinen eigenen Namen, nämlich als Veranstaltungsort von zahlreichen ausgezeichneten Sonderausstellungen.

Ich selbst konnte hier schon Ausstellungen über die Werke von Peter Paul Rubens und Marc Chagall, über Rudolf von Alt und Egon Schiele besuchen. Dabei griff die Albertina zum Teil auf ihre eigenen Bestände zurück, zum Teil brachte sie ganze Sammlungen von Institutionen und privaten Personen nach Wien. Wer die ganzen Modalitäten eines solchen Verfahrens kennt, weiß um die große Ehre, die diesem Haus gebührt.

Aber was kann man als Besucher im Haus selbst erleben? Ist es ein moderner Bau mit merkwürdigen Winkeln und Ecken? Oder ein altes Gemäuer mit knarrenden Treppen?

Nun, die Wahrheit liegt in der Mitte. Im Jahre 2003 wurde das historische Gebäude der Albertina modernisiert und mit neuester Technik ausgestattet. Seither erstrahlt der im Jahre 1742 begonnene Bau in neuem Glanz, man kann sich sowohl in den alten prunkvollen Räumen des Herzogs bewegen als auch in modernen funktionalen Sälen, wo die Bilder voll zur Geltung kommen können.

Als Besucher sollte man sich auf fünf Bereiche einstellen. Neben den Prunkräumen, die man das ganze Jahr über besichtigen kann, gibt es zwei große und zwei kleine Bereiche für Sonderausstellungen. In der Regel werden die großen Bereiche sehr stark beworben, die beiden kleinen Bereiche eher nicht. Für die großen Ausstellungen werden meistens Audio Guide angeboten. Ich selbst benötige bisher immer gut 5 Stunden, um mir alle Bereiche anzusehen. Allerdings gucke ich mir die Bilder meistens auch gut an.

Aber gehen wir einfach mal rein. Wenn man von der Staatsoper kommt, fällt einem sofort das große Vordach auf, das neckisch über die alte Bastei nach vorne ragt. Darunter findet man die Rolltreppe, mit der man heute zum Haupteingang der Albertina hoch fahren kann.

Oben angekommen findet man durch eine große Glastür Einlass und gelangt in einen eleganten Kassenraum, der bei näherer Betrachtung ein überdachter Hof ist. Dieser Hof sieht besonders im Dezember sehr schön aus, wenn darin ein Weihnachtsbaum sein Licht ausbreitet.

Vom Kassenraum kann man dann seinen Weg zu den Ausstellungen beginnen. Da wäre einmal zur Linken eine weitere Rolltreppe, die uns wieder ein Geschoss tiefer in das Innere der Bastei führt. Die Bastei ist übrigens eine der letzten verbliebenen Reste der Wiener Stadtbefestigung! Dort tief drinnen befinden sich nun sehr moderne Räume, wo man sich isoliert von jedem Außenlicht der Kunst widmen kann.

Geht man hingegen nach dem Kassenraum geradeaus, kommt man an  vielen klassischen Statuen vorbei, man befindet sich dann im alten historischen Teil des Gebäudes. Dieser Weg ist relativ lang, allerdings kann man unterwegs noch einmal nach links abzweigen um dort in zwei Nebenräumen eine der kleineren Ausstellungen anzusehen. Ich sage zu diesen Ausstellungen immer Kunsthäppchen. Man ist in gut 15 Minuten durch, hat aber wieder einen interessanten Stil oder Künstler kennen gelernt.

Wenn man dann bei der großen Treppe angekommen ist, hat man wieder die Wahl. Geht man ein Stück hinunter kommt man in einen weiteren kleinen Ausstellungsbereich. Hier sah ich mal Zeichnungen von Gerhard Haderer, einem begnadeten Cartoonisten. Man kann also in der Albertina auch sehr moderne und lustige Sachen sehen, nicht nur alte Klassiker, wo einem vor lauter Ehrfurcht das Lächeln entschwindet.

Über die Treppe gelangt man dann in den Trakt wo sich die Prunkräume befinden. Hier geht man dann durch viele Räume in großartiger  Ausstattung, so wie man es vielleicht schon von Schlössern gewohnt ist. Nur mit einem Unterschied: Während man bei vielen Residenzen nur mit seltsamen Pantoffeln umherlaufen darf oder entlang eines roten Läufers schreiten muss, kann man sich hier kreuz und quer durch die Räume bewegen, kann ganz nahe an die Bilder herantreten.

Die Albertina ist also nicht nur ein Ausstellungsgebäude, nein, das Gebäude selbst ist eine Sehenswürdigkeit. Hier hat man auch eine schöne Aussicht auf das Palmenhaus, hier erlebt man den alten Glanz der Monarchie bei Sonnenlicht und falls mal ein Fenster offen sein sollte auch bei Vogelgezwitscher.

In den Räumen sind dann so Klassiker wie der 'Junge Feldhase' von Albrecht Dürer zu sehen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Originale, da diese viel zu wertvoll wären um sie dem Licht, dem Staub aber auch den Händen der Besucher auszusetzen. An der Wand hängt also ein falscher Hase, der richtige schlummert in einem Tresor.

Direkt den Prunkräumen gegenüber befindet sich der letzte Ausstellungsbereich, über den ich erzählen möchte. Dieser ist wieder sehr modern gestaltet, Außenlärm und Tageslicht werden von Kunstwerk und Besucher ferngehalten.

Damit wäre ich auch am Ende des Rundganges angelangt. Wie bereits erwähnt, für die Albertina sollte man sich viel Zeit nehmen, die Werke verdienen es. Für alle neugierig gewordenen Leser hier noch ein paar weiterführende Details:

Lage

Die Albertina liegt direkt im ersten Bezirk in Sichtweite von der Wiener Oper. Wer mit der U-Bahn (U1, U2, U4) oder mit der Straßenbahn (1, 2, D, J) kommt, steigt einfach bei der Haltestelle Karlsplatz bzw. Oper aus und geht auf die große Bastei mit dem Reiterstandbild zu. Das ist bereits die Albertina.

Eintritt

Zum Zeitpunkt meines letzten Besuches (Dezember 2005) kostete die Eintrittskarte 9 Euro. Ermäßigte Karten gibt es zwischen 6,50 und 7,50 Euro. Eine Jahreskarte in Form einer Mitgliedschaft bei den Freunden der Albertina ist ab 50 Euro erhältlich.

Bei groß beworbenen Veranstaltungen kann es schon zu Staus an den Kassen kommen. Ich umgehe das gerne, indem ich an Mittwochen spät abends die Albertina besuche.

Garderobe

Es gibt zwei bewachte Garderoben, wo man sein Sachen gegen 0,50 Cent Gebühr verwahren lassen kann. Eine befindet sich direkt rechts neben dem Haupteingang. Die zweite befindet sich im Kellergeschoss und wäre eine interessante Alternative, falls die erste überlaufen sein sollte.

Fotografieren

Das Fotografieren ist nur in den Prunkräumen und im Kassenraum erlaubt. In den Sonderausstellungen ist es nicht gestattet. Nicht gestattet ist übrigens auch der Gebrauch von Mobiltelefonen.

Gastronomie

Direkt im Eingangsbereich verfügt die Albertina über ein Café. Dieses kann man auch betreten, ohne sich eine Eintrittskarte kaufen zu müssen. So kann man museumsunwillige Begleiter bequem parken, während man sich mal schnell die Picasso's anguckt. Das Café wird übrigens von Do&Co betrieben, ein in Wien für seine Qualität sehr bekanntes Unternehmen. Unter anderem wurde es durch das Catering für die Lauda Air berühmt.

Toiletten/Barrierefreiheit

Es gibt sowohl Toiletten im Tiefgeschoss bei der Garderobe als auch welche im Obergeschoss. Beide Anlagen haben eine für mich lustige Eigenschaft: Auf der einen Anlage wird Musik über Lautsprecher eingespielt, bei der anderen Anlage gibt es am Eingang zum Waschraum eine Schiebetür, die sich selbständig öffnet und schließt. Bei starkem Besuch ergibt das ein interessantes Knirschen und Schleifen. Laut Selbstdarstellung der Albertina sind alle Räume konsequent behindertengerecht ausgeführt. Auch ich konnte keine Barrieren entdecken.

Museumsshop/Ausstellungskatalog

Den Museumsshop möchte ich als besonders groß bezeichnen. Hier kann man aus hunderten Katalogen, Fotobänden und Büchern wählen. Diese behandeln nicht nur die gerade stattfindenden Ausstellungen, sondern auch zahlreiche österreichische Künstler, die Stadt Wien, sowie die Monarchie. Der Shop kann auch ohne Eintrittskarte betreten werden und ist sicher eine schöne Einkaufsmöglichkeit, wenn man mal ein Geschenk für einen Kunstinteressierten sucht.

Audio Guide/Führungen

Bei meinen verschiedenen Besuchen wurden meistens Audio Guide zu den großen Sonderausstellungen angeboten. Ich benutze sie routinemäßig, da sie mir immer eine große Hilfe waren. Ihr Preis lag meistens bei 3,50 Euro, im Kombiangebot 5,00 Euro.

Resümee

Obwohl die Albertina sich in erster Linie als Sammlung von Graphiken einen Namen gemacht hat, zählt sie für mich seit einigen Jahren zu den großen Veranstaltern von Kunstausstellungen in Wien. Ich besuche sie immer wieder gerne und möchte vor allem Erstbesuchern empfehlen, sich viel Zeit zu nehmen und sich auch die Prunkräume des Hauses anzusehen.

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