In der Albertina wird eine Ausstellung über das Spätwerk von Pablo Picasso gezeigt. Angeblich war der alte Mann gerade in seinen Lebensjahren besonders fleißig. Über 200 seiner Werke aus der Zeit von 1961 bis 1973 wurden nun gezeigt.

Ich besuchte die Ausstellung an einem Mittwoch gegen 18:00. Gewöhnlich reduzieren sich die Besucherzahlen gegen Abend und so war es auch hier. Die Räume waren in einem blanken Weiß getaucht, die Bilder angenehm locker an den Wänden verteilt. Es würde also nicht zu einen Besichtigungsmarathon gegen die Zeit kommen. Den zwei Stunden später wollte ich ja wieder am Bahnhof sein. Leider sollte ich mich darin täuschen...

Der erste Saal wurde von dem Bild "Die sitzende Frau im grünem Schal" dominiert. Dieses stammt aus dem Mumok. Dazu kamen ein paar Paraphrasen auf das Werk von Manet "Frühstück im Grünen". Picasso stellte gerne Personen dar, allerdings hatte er ganz eigene Ansichten wie man etwas darstellen kann. Proportionen waren bei ihm sehr eigen abgebildet. Wie ich im Laufe der Ausstellung erfuhr, hatte er gute Begründung dafür. Wir Menschen gucken uns ja auch nicht immer im Gesamten an, sondern starren auf bestimmte Punkte: Füße, Hände, Gesicht ... oder auf den Busen. Und deshalb erlaubt er sich, diese Punkte auch unterschiedlich groß darzustellen, was ihm gerade wichtig war.

Busen, Po und Beine gab es dann auch für den Rest der Ausstellung in Massen zu sehen. Picasso scheint seine Lebensjahre mit viel Erotik versüßen. Dabei gab es ein paar witzige Pointen zu sehen. Zum Beispiel thematisierte Picasso öfters das Thema "Der Maler und sein Modell". Dabei malte er sich selbst auf die Leinwand, wie er gerade das Model erschuf.

Interessant für mich auch diese Art, wie Pablo Picasso mit Drucken umging. Er fertigte eine Radierung an, ließ einen Helfern einen Abdruck machen und bearbeitete anschließend die Druckplatte weiter. Das wiederholte er mehrere Male, bis er eine Reihe von Zustandsdrucke hatte, die zwar immer das gleiche Motiv zeigten, dieses aber sich ständig verfeinerte und veränderte. Grandiose Idee.

Eine grandiose Idee waren auch seine Klapp-Skulpturen. Dabei handelte es ich um Gesichter, die er aus Blech anfertigen lies. Diese verbog er aber derartig, das sich für den Betrachter völlig verschiedene Gesichtsausdrücke ergeben, wenn man sich um diese Skulptur herum bewegt. Erinnert mich ein wenig an die Giambologna Ausstellung, die ich vor ein paar Wochen gesehen hatte. Da konnte ich auch solche Drehfiguren sehen, wenn auch künstlerisch gänzlich anders ausgestaltet.

Nachdem ich die Ausstellung im unteren Teil absolviert hatte, musste ich feststellen, das ich die Ausstellung noch gar nicht zur Gänze gesehen hatte. Sie ging einen Stock höher in der neu eröffneten Donald Kahn Galerie weiter. Na, toll. Mein Zug fährt ohne mich. Aber ich kann Picassos letzte Werke natürlich nicht unbesichtigt lassen. Und so betrat ich dann die neue Halle, in der es noch stark nach Malerfarbe roch. Aber das wohl eher von der jüngsten Renovierung und nicht von Picassos Werken.

Der obere Teil der Ausstellung begann mit Zeichnungen von Picasso und setzte sich dann mit einer Suite fort, wo Picasso die Werke von Degas nachahmte. Der hatte mal eine Serie über Bordelle gemalt. Picasso lässt in seiner Paraphrase darauf den lieben Degas auch auf jedem Bild erscheinen. Fast könnte man meinen Degas war gar nicht aus künstlerischen Überlegungen den hübschen Damen so nah. Die restlichen Bilder wiederholten irgendwie das, was ich schon von unten kannte, wenn man mal so von merkwürdigen Techniken wie Aquatinta im Zuckeraussprengverfahren absah.

Im letzten Raum gab es dann aber doch eine Überraschung für mich: Das erste Landschaftsbild von Pablo Picasso, das ich je sah. Nun, die Landschaft sah ungefähr so aus, wie die Menschen von Picasso aussehen. Einfach anders. Aber interessanterweise wusste mein Audio Guide auch hier zu berichten, dass man in diesem Bild weibliche Geschlechtsorgane erkennen kann. Ich glaube, mein Audio Guide ist ein Wüstling.

Insgesamt hat mir die Ausstellung sehr gut gefallen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, was jetzt das Alterswerk von Pablo Picasso und wodurch es sich z.B. von seinen frühen blauen und rosa Phasen unterschied. Überrascht war ich von der Größe der Sammlung, die mit 200 Werken auf rund 1700m2  schon sehr zeitintensiv war.

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