Was fasziniert mich an Tutanchamun? Ist es seine Goldmaske, oder ist es sein angeblicher Fluch, der auf seinem Grab lasten sollte? Im März 2008 wollte ich mir mal ansehen, was man eigentlich in diesem Grab gefunden hatte.

Die Ausstellung mit rund 140 Objekten aus dem ägyptischen Nationalmuseum fand im Museum für Völkerkunde in der Wiener Hofburg statt.

Wider Erwarten konnte ich die Ausstellung ohne großer Wartezeit betreten. Nach einer eher langweiligen Einführung über Monitore gelangte ich in den ersten Teil der Ausstellung, der allgemein über die Pharaonen berichtete.

In erster Linie wurden hierzu Statuen von Pharaonen gezeigt, Statuen die mir durch ihre Erhabenheit auffielen. Etwas ungewöhnlich die Statue von Amenemhet III, welche ihn eher gestresst als erhaben darstellte.

Die Beschreibungen waren informativ, so konnte ich erstmals Details über die verschiedenen Herrscherkronen von Ober- und Unterägypten erfahren. Oder realisierte für mich erstmals, dass die 'Kartuschen' eine stilisierte Form eines Seiles darstellten.

Der nächste Teil der Ausstellung war dem Privatleben der Pharaonen gewidmet. Teilweise sehr privat, wurde doch auch ein am Hof des Pharaos eingesetzter Toilettensitz gezeigt.

In diesem Teil der Ausstellung fiel mir auch erstmals eine clevere Idee der Ausstellungsleitung auf. Die Erklärungen zu den ausgestellten Stücken waren an den Vitrinen an mehreren Seiten angebracht und so auch ohne Drängeln lesbar.

Der Teil über die ägyptischen Götter überraschte mich mit keinen Neuigkeiten, allerdings war die Darstellung des Zusammenwirkens zwischen Echnaton und seinem späteren Nachfolger Tutanchamun sehr interessant.

Echnaton hatte sich ja vom Vielgötterglauben der Ägypter abgewandt und wollte einen Eingottglauben durchsetzen. Ein Vorgang, denn Tutanchamun schrittweise wieder rückgängig machen wollte.

Nun aber war es soweit: Ich näherte mich dem Gold der Pharaonen. Gold ist ja ein besonders edler Stoff, die Ägypter dachten ja, die Haut der Götter wäre aus Gold.

Ehrlich gesagt hatten mich die bisherigen Ausstellungsstücke auch ganz ohne Gold schon fasziniert. Waren sie doch aus der verschiedensten Materialien gefertigt, sei es Kalkstein, weißer Quarz oder Grauwacke.

Bei einer Statue des Kai konnte ich angesichts der farbenfrohen Ausfertigung fast nicht glauben, dass dies schon über 4.000 Jahre alt sein soll.

Auch als Freund der römischen Antike musste ich an dieser Stelle ehrlich eingestehen, die Römer waren was ihre Kunst und ihre Göttervielfalt betrifft im Vergleich zu den Ägyptern richtig gehend fad.

Aber zurück zum Gold. Hier schimmerte aus dem Dunklen des Raumes, in dem die zahlreichen Besucher fast wie Schatten wirkten eine Maske hervor. Leider nicht von Tutanchamun, dafür aber eine von Psusennes I.

Dazu noch vielerlei Schmuck und Ausstattungsgegenstände, wobei ich bei so manchem Stück angesichts der filigranen Ausführung richtig baff war.

Nun aber trat ich in jenen Teil der Ausstellung ein, wo es um das Grab von Tutanchamun ging. Dabei hatte die Ausstellungsleitung jedem Raum des Grabes (Vorkammer, Anbau, Schatzkammer, Grabkammer) auch einen eigenen Raum gewidmet.

Eine clevere Idee. An Hand von Fotos aus dem Grab konnte ich die ausgestellten Gegenstände identifizieren. Bei einem Ölbehälter aus Calcit war ich von seiner Schönheit überwältigt. Seine filigranen und symbolträchtigen Formen waren eine wahre Augenweide.

Etwas simpler war da schon ein Bett, welches man als tatsächliche Lagerstatt des Tutanchamun vermutete. Das muss man sich mal vorstellen: Man steht an einem Bett eines Pharaos und selbst die Schilfmatte darin ist noch immer fast unbeschädigt.

Der Grabkammer war auch ein Raum gewidmet, wobei man hier aber nur wenig anbot, um die komplexe Gestaltung des Sarges darzustellen. Da ist vielleicht in der Ausstellung in Zürich mehr zu sehen, wo die Kammer für den Besucher rekonstruiert wurde?

Dafür fiel meine Aufmerksamkeit auf ein paar Goldsandalen, die man bei der Entdeckung des Grabes direkt an den Füssen der Mumie entdeckte. Quasi neuwertig und wundersam anzusehen.

Natürlich muss man sich spätestens jetzt fragen, ob es eine gute Idee ist, ein Grab derartig zu zerlegen, und auszustellen. Die Totenruhe sollte ja heilig sein und die Ägypter hatten ja besonders viel Zeit und Energie investiert um 'ewig' leben zu können.

Aber auf eine verrückte Art und Weise war es wohl die späte Entdeckung des Grabes von Tutanchamun, der den jung verstorbenen Pharao nun wirklich 'unsterblich' gemacht hat.

Andere Pharaonen kamen und gingen ... ihre genaue Geschichte kennen nur spezialisierte Historiker. Aber Tutanchamun kennt fast jeder und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern....

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