Römisches Museum in Augsburg

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Auf meinen Reisen zu den ehemaligen römischen Orten kam ich Anfang 2003 auch nach Augsburg, dem ehemaligen Augusta Vindelicum. Hier wollte ich mir das römische Museum und die Sonderausstellung „Opus Caementitium“ ansehen. In dieser Ausstellung sollte ich etwas über den Beton der Römer erfahren, den sie schon von mehr als 2000 Jahren kannten und anwendeten.

Lage

Das Museum befindet sich in einer Parallelgasse zur großen Maximilianstraße. Am besten sieht man es sich gemeinsam mit dem Schaezlerpalais an, da beide Sehenswürdigkeiten nur eine Minute auseinander liegen.

Eintritt

Beim Eintreten wird einem schlagartig klar, was an diesem Museum speziell ist: Es befindet sich in einer ehemaligen Kirche! Klassische Formen sind an sich schon etwas schönes, wenn man sie aber im Lichte eines sehr hohen Kirchenschiffes betrachten kann, wirken sie gleich noch interessanter.

Aber zuerst musste ich natürlich noch bezahlen. Der Eintritt betrug sagenhafte 3 Euro für Vollzahler. Das ist für das Gebotene recht günstig.

Museumsshop

Gleich bei der Kassa war auch der Museumsshop untergebracht. Ich war von diesem sogleich begeistert, weil er bot sowohl Spielzeug für die Kleinen als auch wirklich informative Bücher für die Großen an. So fand ich schöne Bildbände über das Römische Reich ebenso wie schon sehr wissenschaftliche Werke über recht spezielle Themen der römischen Geschichte.

Eigentlich könnte sich jeder Bücherfreund mal den Museumsshop auch ohne Besuch des Museums ansehen, um nur mal in den Büchern zu stöbern.

Sonderausstellung

Die Sonderaustellung handelte über den römischen Beton. Nur wenige von uns wissen vielleicht, das die Römer bereits vor mehr als 2.000 Jahren die Geheimnisse des Betons kannten. So waren sie in der Lage riesige Kuppelbauten, Brücken, Staudämme, Wasser- und Abwasserleitungen zu bauen. Wie sie diesen Beton anrührten und was sie alles damit gebaut hatten, konnte ich in dieser Sonderausstellung sehr gut erfahren.

Ich kannte ja schon viel vom römischen Reich, aber die Ausstellung brachte mir doch einiges neues bei. Grund dafür war auch eine engagierte Führung durch einen Wissenschaftler (ich vermute mal), der sehr humorvoll über den Beton der Römer sprach.

Besonders amüsant fand ich einen Ziegelstein, den er unter uns rumreichen ließ. Es war ein römischer Ziegelstein, in dem sich noch ein Abdruck einer Hundepfote befand. Ich konnte mir direkt bildlich vorstellen, wie dieser Hund bei der Ziegelproduktion in den noch unfertigen Ziegel tapste und bald darauf wohl jaulend davongejagt wurde.

Die einzelnen römischen Betonwerke wurden übrigens durch zahlreiche Fotos vorgestellt. So konnte ich das erste Mal Fotos eines römischen Staudammes in Spanien und einer riesigen begehbaren Zisterne in Mittelitalien sehen. In der Mitte der zahlreichen Fotos stand das Modell eines römischen Kranes. Solche Krane gibt es aber inzwischen schon an mehreren Orten zu sehen.

Es waren auch Bilder von römischen Latrinen zu sehen, die seinerzeit noch nicht in kleinen grauen Zellen untergebracht wurden, sondern schon fast öffentlichen Charakter hatten. So saß man damals in einem großen Saal auf den Latrinen und tauschte die neuesten Storys aus.
Ausstellung

Nach der Sonderausstellung ging ich zur normalen Ausstellung über. Diese behandelte grob gesagt drei Themen: die Spuren der römischen Lager in Augsburg, einige Spuren zu interessanten historischen Ereignissen und einiges über das Leben in der Römerzeit anhand von Grabsteinen.

Römisches Lager

Tatsächlich befand ich um Christi Geburt ein römisches Legionslager auf dem Gebiet der heutigen Stadt Augsburg. Die genaue Lager ist nicht bekannt, aber man fand Jahrhunderte später das Inventar des Lagers in einer Kiesgrube. Scheinbar hat eine große Überschwemmung das Lager in eine andere Gegend fortgerissen.

In einigen Vitrinen konnte ich mir nun das ehemaligen Inventar einer römischen Legion ansehen. Waffen gab es kaum zu sehen. Dafür jede Menge Schlüssel, Nägel, Zangen, Scheren, Eisenringe, Nieten, Splinte, Pfeil- und Sperrspitzen. Irgendwie sah es so aus, als wäre ich in eine antike Eisenwarenhandlung geraten. Aber natürlich brauchten die Legionäre auch dieses Material um ihr Lager zu führen.

Wie die Legionäre damals ausgerüstet waren, konnte ich anhand einer Schaufensterpuppe erkennen, die man in eine römische Ausrüstung des 1. Jahrhunderts gesteckt hatte. Die Ausrüstung stammte aus der Handarbeit einer lokalen Traditionsgruppe, die übrigens noch Mitglieder sucht. Wer also schon immer als Römer durch die Wälder laufen wollte, könnte mit dieser Gruppe Kontakt aufnehmen.

Historische Ereignisse

Augusta Vindelicum (Augsburg) war für eine gewisse Zeit die Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Diese Provinz erlebte einerseits großen Wohlstand durch ihre fruchtbaren Felder aber auch bitteres Leid durch die Einfälle der germanischen Stämme und der späteren Völkerwanderung. Ab und zu gelang es aber den römischen Truppen diese Stämme empfindlich zu schlagen.

Wann und wem das gelang, zeigten mir einige Gedenksteine, die ebenfalls in der Kirche präsentiert wurden. Hier konnte ich ablesen, das ein gewisser Probus die Juthungen geschlagen hat oder ein gewisser Diokletian die Befestigungen wieder hergestellt hat. Für Touristen ist das wahrscheinlich nix besonders, aber für Hobbyhistoriker ist es halt doch ein tolles Gefühl vor dem oft einzigen Beleg einer vergangenen Schlacht zu stehen.

Ein besonderer Beleg für mich war übrigens die Faksimile der Peutinger Karte („Tabula Peutingeriana“). Das ist die mittelalterliche Kopie einer Straßenkarte aus der römischen Zeit, wo man nahezu alle wichtigen Orte des römischen Reiches verzeichnet finden kann. Sie sieht sehr speziell aus und es macht Spaß auf ihr zu gucken welche Städte es damals schon gab.
Römisches Leben

Besonders interessant empfand ich auch die Sammlung von römischen Grabsteinen. Diese zeigten in ihren Abbildungen ziemlich konkret wie einzelne Handwerker zur Zeit von Asterix und Obelix ihrem Geschäft nachgingen. Man soll es nicht unterschätzen, wie detailliert solche Bilder sein können. So konnte ich auf einem Grabstein eines Weinhändlers deutlich erkennen, wie er den Wein in einem Trichter umfüllte, der fix in seinem Verkaufspult eingebaut war. Der Kunde hielt sein Gefäß unter diesem Trichter und kam so in den Besitz des köstlichen Weines.

Antikensammlung

Es gibt noch etwas merkwürdiges in dieser Kirche! Auf der Empore befindet sich eine Sammlung von antiken Gegenständen aus dem Mittelmeerraum, die von lokalen Sammlern zusammengetragen wurden. Diese Sammlung ist aber nicht so ohne weiteres zu besichtigen, da der Zugang abgesperrt ist. Ich wandte mich deshalb an eine Museumsdame, die mir dann den Zugang auch umgehend ermöglichte.

Angeblich interessieren sich nur wenige Leute dafür, deshalb sei die Sammlung abgesperrt. Ehrlich gesagt, ich vermute eher, das man die Besucher nicht auf die Empore lassen möchte, weil diese nur über eine steile Treppe erreichbar ist und man von der Empore eventuell auch wieder runterstürzen kann. Die Dame blieb auch die ganze Zeit in meiner Nähe, während ich mir diese Sammlung an antiken Gefäßen und Skulpturen ansah.

Wer es makaber mag, ist dort gut aufgehoben. So entdecke ich einen mumifizieren Kopf und eine mumifizierte Hand. Schon etwas schöner fand ich eine Sammlung von antiken Parfumfläschchen.

Fazit

Für mich war es interessant nähere Infos über die Bauweise der Römer zu erhalten. Auch die Möglichkeit etwas über bestimmte steinerne Dokumente zu erfahren faszinierte mich. Falls das Museum wieder einmal eine Sonderausstellung macht, werde ich sie mir gerne noch mal ansehen.

Update Juli 2015

Das Museum in der Dominikanerkirche wurde inzwischen geschlossen. Ein Teil der Sammlung ist bis auf weiteres in der Toskanischen Säulenhalle des Zeughauses zu sehen.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Beschreibung des Römischen Museums auf Wikipedia
  • Link Offizielle Webseite des Museums mit Öffnungszeiten

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